Aktienmärkte

Aktionäre blenden Zollsorgen aus

Der deutsche Leitindex konnte zum Wochenauftakt zulegen. Zwei MDax-Werte verbesserten ihre starke Bilanz seit Jahresbeginn noch weiter.

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Merck und Medizintechniker unter Druck – Rally bei Bilfinger und Auto1 geht weiter

tom Frankfurt

Trotz anhaltender Zollsorgen hat der deutsche Leitindex zum Wochenauftakt zulegen können. Zum Handelsschluss notierte das Börsenbarometer 1,2% höher bei 24.074 Zählern. Das Allzeithoch von Anfang Juni bei 24.479 Punkten bleibt damit aber ein gutes Stück weit entfernt.

Damit blendeten Anleger das immer näher rückende Fristende für eine Lösung des Handelskonflikts zwischen den USA und der EU vorerst aus. Von diesem Mittwoch an könnten nach früheren Aussagen von US-Präsident Donald Trump weitere Zölle auf Einfuhren aus der EU in Kraft treten, falls diese ihm in Handelsfragen nicht entgegenkommt. „Die Marktteilnehmer sind nicht mehr so schreckhaft wie noch vor einigen Monaten“, kommentierten die Experten der Deka Bank. Sie wüssten zwar, dass die Zölle von Dauer sein dürften, die US-Regierung jedoch vor den selbstzerstörerischen Effekten von zu hohen Zollsätzen zurückschrecke.

Positive Wirtschaftsdaten

Positive Impulse lieferten unterdessen Wirtschaftsdaten. Statt der erwarteten Stagnation hatten deutsche Unternehmen ihre Produktion im Mai dank kräftiger Zuwächse in der Auto- und Pharmaindustrie hochgefahren. Der Handelsverband Deutschland (HDE) blickte dagegen trotz verbesserter Konsumlaune zurückhaltend auf das Jahr 2025.

Unter den schwächsten Titeln im Dax waren am Montag die Papiere der Merck KGaA. Die Investmentbank Stifel senkte ihr Kursziel für den Pharma- und Technologiekonzern deutlich unter die aktuelle Bewertung und spricht nach der bisherigen Kauf- nun eine Verkaufsempfehlung aus. Jüngste Gespräche mit dem Management hätten für ihn deutliche Risiken eines frühzeitigen Patentauslaufs des MS-Mittels Mavenclad (Cladribin) ergeben, begründete Analyst Dylan Van Haaften seine Neubewertung. Er liegt mit seinen Schätzungen für 2026 nach eigener Aussage klar unter dem Konsens.

Bilfinger-Papiere klettern weiter

Unter Druck standen auch die Aktien der Medizintechnikhersteller Siemens Healthineers und Carl Zeiss Meditec, nachdem China auf EU-Beschränkungen reagiert hat und Medizinprodukte aus der EU mit Gegensanktionen belegt. Wie das Finanzministerium in Peking mitteilte, sind Einfuhren von Medizintechnik aus der EU betroffen, deren Wert 45 Mill. Yuan (5,3 Mill. Euro) übersteigt. In China hergestellte Produkte bleiben davon unberührt. Daneben steht weiter die Gefahr von US-Zöllen auf europäische Pharmaprodukte im Raum. Am 20. Juni hatte die EU-Kommission entschieden, chinesische Anbieter von öffentlichen Ausschreibungen für Medizinprodukte im Wert von über 5 Mill. Euro auszuschließen.

Dagegen kletterten die Titel von Auto1 am Montag auf ein neues Jahreshoch. Seit Jahresbeginn hat der MDax-Wert schon über 77% zugelegt. Mit einem Plus von fast 9% auf ein Hoch seit dem Jahr 2014 verbesserten sich die Papiere von Bilfinger am Montag noch stärker, nachdem die Investmentbank Kepler Cheuvreux ihr Kursziel deutlich erhöht hat und mit 95 Euro weiteres Potenzial für den Industriedienstleister sieht. Bilfinger-Titel haben sich seit Jahresbeginn um über 90% verbessert. Dagegen zählten Krones-Papiere nach einer Abstufung durch die Investmentbank Oddo BHF am Montag zu den Verlierern im MDax.

Shell-Titel schwächer

Unter Druck standen am Montag dank niedrigerer Ölpreise auch europäische Energieaktien. Shell-Papiere büßten in London fast 3% ein, nachdem der Energieriese seinen Ausblick für die Gas- und LNG-Produktion im zweiten Quartal gesenkt und vor der Veröffentlichung der vollständigen Ergebnisse schwächere Handelsresultate prognostiziert hatte.

Schwächer notierten in Paris auch die Titel von Capgemini, nachdem der französische Beratungs- und IT-Dienstleister angekündigt hat, WNS für 3,3 Mrd. Dollar zu kaufen. Anleger quittierten den milliardenschweren Zukauf mit einem Abschlag für die Aktie von mehr als 5%.