Anderer Jahresauftakt des Dax als erwartet
Von Christoph Geyer*)
Den Dax um 10 Aktien auf 40 Werte aufzustocken hat nicht für mehr Stabilität gesorgt, sondern im Gegenteil eher mehr Volatilität eingebracht. Diese erhöhte Volatilität deutete sich bereits seit dem Sommer des zurückliegenden Jahres an, auch wenn es von Oktober bis Mitte November eine vorgezogene Jahresend-Rally gegeben hatte. Im Dezember wurde nach dem Einbruch Ende November nur noch Schadensbegrenzung betrieben, so dass immerhin ein versöhnlicher Jahresschluss generiert wurde. Die ersten beiden Handelstage des neuen Jahres gaben so viel Hoffnung auf eine Fortsetzung einer Anstiegsbewegung, dass diejenigen, die mit einer skeptischen Haltung in das Jahr gestartet waren, bereits belächelt wurden.
Deutlich erhöhte Nervosität
Es kam anders, und diese Marktteilnehmer sollten schneller Recht behalten, als ihnen lieb war. Und zu diesem Zeitpunkt war es auch noch nicht zu erwarten. Innerhalb von gut zwei Wochen büßte der deutsche Leitindex in der Spitze mehr als 1300 Punkte ein. Hier bereits von einem Crash zu sprechen ist gewiss verfrüht, obwohl einige Tage dabei waren, die für deutlich erhöhte Nervosität an den Märkten gesorgt haben.
Dieses Verhalten konnte auch bei dem breit gefassten US-Index S&P 500 beobachtet werden. Im Unterschied zum Dax befand sich der S&P 500 aber bis zum Jahresende des vergangenen Jahres in einem Aufwärtstrend und kam erst zum Jahresstart ins Straucheln. Auch die Bewegung an der Technologiebörse Nasdaq unterscheidet sich deutlich von der deutschen Börse. Allerdings haben die letzten beiden Monate des Jahres auch an der Nasdaq keine signifikante Performance zum Jahresergebnis mehr beitragen können.
Es ist verblüffend, wie die Bewegung der US-Märkte in diesem Jahr zur Statistik der vergangenen Jahre passt. Wenn man nur die Präsidentschaftszwischenwahljahre betrachtet (in einem solchen befinden wir uns derzeit), kann man feststellen, dass 12 der letzten 18 Zwischenwahljahre mit einer negativen Performance im Januar aufgewartet haben. In den sechs positiven Jahren schafften es nur zwei Jahre über 3% Plus zu generieren, was aber schon über 60 Jahre zurückliegt. Viel besser gestaltet sich dagegen in solchen Jahren der Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte April. Hier konnten nämlich 13-mal positive Ergebnisse erzielt werden, während in fünf Jahren ein Minus zu beobachten war.
Auch wenn diese Betrachtung nur auf die US-Börsen angewendet werden sollte, da es sich ja um amerikanische Wahlen handelt, gibt es eine interessante Korrelation zum deutschen Markt. Auch wenn sich der Dax, wie oben beschrieben, in der zweiten Jahreshälfte des letzten Jahres schlechter als der S&P 500 entwickelt hat, weist die Statistik für dieses Jahr, begrenzt auf die Zwischenwahljahre der US-Wahlen, auf eine besonders gute vor uns liegende Phase hin. Seit 1990 hat der Dax in allen acht US-Zwischenwahljahren mit einem positiven Ergebnis zwischen Anfang Februar und Anfang April abgeschlossen. Andererseits zeigt die Statistik für die Zeit bis Ende März, wenn man alle Jahre seit 1988 zugrunde legt, eine uneinheitliche Bilanz auf. Eine andere Überraschung hält die Statistik bereit, die nur die Nachwahljahre einer deutschen Bundestagswahl betrachtet. Wenn man hier den Zeitraum zwischen Anfang Februar und Mitte September der letzten neun Wahlen eingrenzt, dann gab es in diesen Jahren ausnahmslos, gleichgültig welche Regierungskoalition zustande kam, ein positives Ergebnis.
Auch wenn diese Statistiken natürlich keine Garantie dafür sind, dass es auch in diesem Jahr so laufen wird, ist es doch eine Grundlage für einen positiven Verlauf. Pandemien, geopolitische Spannungen oder andere Crash-auslösende Ereignisse können natürlich nicht vorhergesehen werden. Somit muss immer die aktuelle Lage beobachtet werden.
Diese sieht für den Dax derzeit zwar hoffnungsvoll, aber nicht euphorisch aus. Im Bereich von 14800 bis 15500 Punkte hat sich eine Seitwärtsrange gebildet, in der sich der Dax seit April bewegt. Innerhalb dieser Range befindet sich im Bereich von 15000 Punkten eine Unterstützungszone, die in diesem Jahr zweimal erfolgreich getestet wurde.
Chance auf Kaufsignal
Der Abwärtstrend, der sich seit Jahresbeginn etabliert hat, steht nun auf dem Prüfstein. Sollte dieser gebrochen werden, würde die Wahrscheinlichkeit ansteigen, dass das Top vom Jahresanfang wieder erreicht wird. Der MACD-Indikator ist bei der letzten Abwärtsbewegung an seiner Trigger-Linie gescheitert, was meist ein finales Verkaufssignal bedeutet. Unter dieser Prämisse und der Tatsache, dass das jüngste Tief nicht unter dem vorherigen liegt, besteht eine gute Chance, dass nun ein Kaufsignal beim MACD-Indikator generiert wird. Sollte dies der Fall sein, erhöht sich die Chance auf den oben erwähnten Trendbruch.
Der neuerliche Rückschlag führte den Index erneut an die Unterstützungslinie. Hier hat er eine Intraday-Stimmungswende vollzogen, die einer Hammerformation gleicht. Auch wenn damit noch kein Kaufsignal beim MACD-Indikator entstanden ist, könnte die oben beschriebene Chance nun genutzt werden. Ungeachtet dessen ist bis Ende März noch mit einer unsicheren Aktienmarktsituation zu rechnen.
*) Christoph Geyer ist freier technischer Analyst der VTAD e.V.