Finanzmärkte

Anleger halten sich vor Trump-Putin-Gipfel zurück

Vor dem Gipfeltreffen am Freitag kommt der Dax nicht recht vom Fleck. Eine Branche steht besonders unter Druck.

Anleger halten sich vor Trump-Putin-Gipfel zurück

Finanzmärkte

Anleger halten sich vor dem Gipfel zurück

Rheinmetall unter Druck – Thyssenkrupp fallen weiter – Kurssturz bei S-Dax-Neuling

tom Frankfurt

Der deutsche Leitindex ist am Freitag nicht recht vom Fleck gekommen. Vor dem Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit Russlands Präsident Wladimir Putin notierte das Börsenbarometer zum Handelsschluss bei 24.359 Zählern quasi unverändert (-0,1%). Die vor rund einem Monat erreichte historische Bestmarke bei 24.639 Punkten bleibt damit ein Stück weit entfernt.

Anleger hoffen nun auf eine baldige Lösung im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Nach dem Börsenschluss in Europa wollten Trump und Putin zu einem Treffen in Alaska zusammenkommen. Auch wenn dieses „mit viel Symbolik und wenig Ergebnissen“ enden dürfte, lasse der Optimismus und die Hoffnung auf einen ersten Schritt zu einem Frieden die Anleger wieder von neuen Dax-Rekorden träumen, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. Molnar sieht aber auch großes Enttäuschungspotenzial, falls sich die Fronten zwischen den beiden mächtigen Männern verhärten oder ihre Positionen die Ukraine und auch die Europäer vor den Kopf stoßen. „Am Montag könnte deshalb sehr viel Ernüchterung am Aktienmarkt eintreten.“

Ölpreis gibt nach

Ein Waffenstillstand in der Ukraine könnte Experten zufolge zu einer Lockerung der Sanktionen gegen russisches Öl führen, was das Angebot auf dem Weltmarkt erhöhen würde. Ein Barrel der Nordseesorte Brent verbilligte sich am Freitag um 0,6% auf 66,45 Dollar. Der Preis für ein Fass der US-Sorte WTI sank um rund 0,7% auf 63,54 Dollar. Schwache Konjunkturdaten aus China, dem weltweit zweitgrößten Ölabnehmer, trübten die Stimmung zusätzlich. Das Wachstum der Industrieproduktion im Reich der Mitte fiel auf ein Achtmonatstief.

Auch der Dollar präsentierte sich erneut schwächer. Der Dollar-Index gab 0,3% auf 97,905 Punkte nach. Dabei dämpften US-Preisdaten die Erwartungen an eine deutliche Zinssenkung der US-Notenbank Fed um 50 Basispunkte im kommenden Monat. Die Erzeugerpreise waren im Juli aufgrund eines sprunghaften Anstiegs der Kosten für Waren und Dienstleistungen so stark gestiegen wie seit drei Jahren nicht mehr, was darauf hindeutet, dass ein breiter Anstieg der Inflation unmittelbar bevorsteht. Börsianer rechnen aber immer noch fest mit einer Zinssenkung um 25 Basispunkte im September.

Rüstungsriese am Dax-Ende

Unter Druck standen am Freitag erneut Rüstungstitel. Jede Art von Lösung im Ukraine-Konflikt werde dazu führen, dass Anleger an den europäischen Börsen das Kriegsrisiko geringer bewerteten, sagte Shaniel Ramjee, Co-Leiter für Multi-Asset-Strategien bei Pictet Asset Management. Rüstungsfirmen flogen bereits im Vorfeld des Treffens von Trump und Putin aus den Depots: Rheinmetall fielen um über 1%. Schon in den letzten Tagen hatten Anleger bei der im bisherigen Jahresverlauf stark gelaufenen Aktie immer wieder Kasse gemacht.

Im MDax fielen die Papiere von Thyssenkrupp weiter, nachdem sie nach gesenkten Jahreszielen am Vortag bereits 9% verloren hatten. J.P. Morgan sieht mittelfristig weitere Kursrisiken und kappte daher das Kursziel für die Aktie des Stahl- und Industrieunternehmens. Selbst die neuen Prognosen seien schwer erreichbar, hieß es.

Kurssturz im S-Dax

Einen regelrechten Kurssturz legte im SDax die Aktie von Index-Neuling Verve Group hin. Bei hohen Umsätzen sackten die Papiere um mehr als 22% ab, nachdem der schwedische Spezialist für digitale Werbung und Spieleentwicklung die Zielspannen für den Nettoumsatz 2025 und für das bereinigte operative Ergebnis deutlich gesenkt hat. Begründet wurde dies mit technischen Problemen und ungünstigen Wechselkursen.

Ein schwächer als erwartet ausgefallenes Wachstum brockte auch dem dänischen Schmuckhersteller Pandora einen Kurssturz ein. Die Aktie fiel um mehr als 19%. Während das Geschäft in den USA stark laufe, stünden die wichtigsten europäischen Märkte unter erheblichem Druck, erklärte J.P. Morgan zu den Zahlen.