Aktienmärkte

Anleger lassen Vorsicht walten

Die Aktienanleger werden nach Einschätzung der UBS Assetmanagement zunehmend vorsichtiger. Inflation lässt die Märkte immer mehr kalt.

Anleger lassen Vorsicht walten

kjo Frankfurt

Aktieninvestoren sind nach Einschätzung der UBS Asset Management (AM) wieder vorsichtiger und anspruchsvoller geworden. „Nur gute Aussichten reichen ihnen jetzt nicht mehr,“ sagt Max Anderl, Head of Concentrated Alpha Equity bei UBS AM. Laut dem Aktienexperten sind allerdings die Inflationsbedenken übertrieben, und auch ein neuer Rohstoff-Superzyklus ist nicht zu erwarten. „In der zweiten Jahreshälfte werden die globalen Aktienmärkte weiterhin durch Anreize aus Konjunkturprogrammen und Geldpolitik angetrieben. Diese antreibende Wirkung ist zwar weiterhin stark, verliert aber an Tempo. Es ist offensichtlich, dass der Stimulierungs­effekt auf bestimmte Anlageklassen allmählich nachlässt. Wir erwarten eine gewisse kurzfristige Volatilität, da der Markt die künftige Reduktion der Konjunkturmaßnahmen erst einmal verdauen muss“, führt der Experte aus.

Im Gegensatz zu den meisten anderen Anlageklassen hänge die Entwicklung der Aktienmärkte auch von den Gewinnen der Unternehmen ab. Und diese würden nach wie vor sprudeln. „Daher gehen wir davon aus, dass die Aktienmärkte noch etwas länger von einer Kombination aus synchronisierter wirtschaftlicher Erholung und Margenausweitung in den meisten Sektoren gestützt werden“, ergänzt Anderl. Allerdings lasse sich eine nachlassende Risikobereitschaft beobachten. Anleger würden jetzt echte Belege für Wachstum oder freien Cash-flow einfordern. Jedes Unternehmen, das einen Gewinnrückgang melde, werde wahrscheinlich eine Kurskorrektur hinnehmen müssen.

Steigende Inflationsraten seien bisher in diesem Jahr das dominierende Thema gewesen, das auch die Märkte bewegt habe. „Wir sind jedoch der Meinung, dass der Einfluss der Inflation nachlässt. Selbst das starke Geldmengenwachstum durch die lockere Politik der Notenbanken, das häufig als Inflationsauslöser angeführt wird, stellt keine Gefahr dar“, so die Meinung des Experten. Es gebe keinen historischen Beweis dafür, dass Geldmenge und Inflation zusammenhängen würden. Die Entwicklung der Inflation hänge von weiteren Faktoren ab, etwa von Innovationen, Demografie und der Nachfrage in Relation zum Arbeitskräfte- und Produktangebot.

„Neben Aktien hat eine weitere Asset-Klasse wieder an Bedeutung gewonnen. Mit der wirtschaftlichen Erholung aus der Pandemie sind Rohstoffe ins Visier der Anleger geraten. In Asset-Allokationen haben sie ein Rekord-Übergewicht erreicht“, sagt der Experte. Einige Marktteilnehmer würden bereits einen neuen Superzyklus für Rohstoffe ausrufen. „Wir sind hier etwas vorsichtiger. Auch wir sehen klare Anzeichen für einen Nachholbedarf bei der Rohstoffnachfrage und anhaltende Angebotsprobleme aufgrund der Covid-19-Krise, die die Rohstoffpreise kurzfristig in die Höhe getrieben haben“, so Anderl.

Kein Superzyklus

Es gebe in diesem Stadium jedoch kaum Anzeichen für einen Superzyklus. China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, sei mit großem Abstand der stärkste Verbraucher der meisten Rohstoffe mit Ausnahme von Öl. Da China das erste Land gewesen sei, das die Covid-19-Pandemie erlebte, sei es auch das erste Land, das sich von ihr wieder erholen werde. „Wir sind der Meinung, dass die Erholung vollständig durchlaufen ist, was in naher Zukunft weniger Unterstützung für die Rohstoffpreise bedeuten wird“, fügt der Kapitalanlageexperte hinzu.