Dax schwächelt auf hohem Niveau
Finanzmärkte
Dax schwächelt auf hohem Niveau
Leitindex auf Konsolidierungskurs – Euro klettert weiter – Abschläge bei Siemens Energy
tom Frankfurt
Nach der jüngsten Erholung ist der deutsche Leitindex nach dem Montag auch am Dienstag auf Konsolidierungskurs geblieben. Am Abend notierte das Börsenbarometer 1% niedriger bei 23.673 Zählern. Auch MDax und Euro Stoxx 50 mussten moderate Verluste hinnehmen.
Obwohl die Wall Street zur Zeit von Rekord zu Rekord eilt, ziehen Anleger an den europäischen Aktienmärkten die Köpfe ein. Die Aussicht auf Handelsabkommen sowie mögliche Zinssenkungen haben an der Wall Street sowohl den S&P 500 als auch den Nasdaq-Index auf frische Rekordschlussstände getrieben. In den vergangenen drei Monaten drehte sich damit das Blatt, und der Dax hinkt den Wall-Street-Indizes hinterher, während er zum Jahresanfang noch deutlich in Führung lag. „Nach den Kursgewinnen der vergangenen Tage ist die aktuelle Konsolidierung im Dax mehr als gesund“, sagte Jochen Stanzl, Analyst beim Broker CMC Markets. „Der Schwung scheint für den Moment raus, ein Indexstand über 24.000 Punkten attraktiv für Gewinnmitnahmen, und echte positive Impulse sind derzeit eher Mangelware.“
Zugeständnis der EU
Anleger treibt die immer näher rückende Frist im Zoll-Streit mit den USA um. Bis zum 9. Juli wollen sich EU und USA einigen, sonst drohen europäischen Unternehmen Zölle von 50% auf fast alle Exporte in die USA. Analyst Thomas Altmann von QC Partners verwies aber darauf, dass die Europäische Union einen großen Schritt auf US-Präsident Donald Trump zugeht: „Die Bereitschaft, den Basiszoll von 10% dauerhaft zu akzeptieren, zeigt, wie sehr die EU einen Handelsdeal erreichen will. Damit würden die in der EU ansässigen Firmen ihre Planungssicherheit zurückgewinnen.“ Dagegen hat sich der Ton zwischen den USA und Japan im Handelsstreit zuletzt wieder verschärft. Die Regierung in Tokio betonte, dass sie den japanischen Agrarsektor nicht opfern werde, nachdem Trump sich beschwert hatte, dass Japan nicht genug amerikanischen Reis importiere.
Neben den Handelsgesprächen treibt Anleger auch der künftige Zinskurs um, der auch auf dem jährlichen Geldpolitik-Forum der Europäischen Zentralbank (EZB) im portugiesischen Sintra Thema ist. Derzeit erwarten die Märkte noch eine Zinssenkung der EZB und zwei der Federal Reserve. Die Inflation in der Eurozone ist unterdessen leicht gestiegen und liegt nun genau auf der Zielmarke der Europäischen Zentralbank von 2,0%.
Euro klettert immer weiter
Der Euro notierte mit 1,1781 Dollar auf dem höchsten Stand seit fast vier Jahren. Von Januar bis Juni hatte die Gemeinschaftswährung um 13,8% zugelegt und damit laut LSEG-Daten die bislang stärkste Performance in einem ersten Halbjahr hingelegt. Dagegen ist der Dollar in diesem Jahr um mehr als 10% gefallen. Das ist der größte Einbruch in der ersten Jahreshälfte seit Beginn der Ära der frei schwankenden Währungen Anfang der 1970er Jahre.
Am Aktienmarkt zählten die Papiere von Siemens Energy mit einem Minus von über 5% am Dienstag zu den größten Verlierern im Dax. Analyst Akash Gupta von J.P. Morgan zeigte sich in einem Ausblick auf den Quartalsbericht Anfang August zwar optimistisch für den Energietechnikkonzern, signalisiert allerdings mit 78 Euro derzeit kein Potenzial mehr und bleibt folglich „Neutral“ gestimmt. Die Aktie war im vergangenen Jahr mit Abstand stärkster Dax-Wert und hat auch 2025 bereits über 83% zugelegt. Gefragter waren am Dienstag europäische Energieversorger. RWE und Eon zählten im Dax zu den besseren Werten.
Im MDax stand die Aktie von Evonik nach einem schwachen Juni auch zum Juli-Start unter Druck. Die Papiere des Spezialchemiekonzerns nähern sich am Dienstag dem April-Tief von 16,80 Euro. Seit dem Zwischenhoch Ende Mai haben sie über 17% verloren. Vor dem Quartalsbericht Anfang August herrscht Skepsis. So erwartet J.P. Morgan-Experte Chetan Udeshi nach zuletzt recht starken Quartalen wieder eine schwächere Tendenz.