Deutscher Aktienmarkt

Der Dax startet dank mehrerer guter Nachrichten durch

Der Höhenflug des Dax könnte sich fortsetzen. So sind neben dem saisonalen Muster die Entschärfung im Handelsstreit, Friedenshoffnungen in der Ukraine und Impulse durch die neue Bundesregierung positiv für den Index.

Der Dax startet dank mehrerer guter Nachrichten durch

Dax startet dank mehrerer Nachrichten durch

Annäherung im Zollstreit, Friedensaussichten und neue Bundesregierung beflügeln – Auch das saisonale Muster ist im Mai positiv

Von Werner Rüppel, Frankfurt

Der Dax hat gerade ein neues Hoch markiert. Eine Reihe von Gründen sprechen dafür, dass der Höhenflug sich fortsetzen könnte. So sind neben dem saisonalen Muster die Entschärfung im Handelsstreit, Friedenshoffnungen in der Ukraine und Impulse durch die neue Bundesregierung positiv für den deutschen Leitindex.

Wie immer im Mai wird auch in diesem Jahr der bekannte Börsenspruch „Sell in may and go away“ gerne zitiert und diskutiert. Dies beim Dax besonders vor dem Hintergrund, dass der deutsche Leitindex bisher einen wahren Rekordlauf hingelegt hat, und von seinem Stand zum Jahresultimo 2024 von 19.909 Punkten bisher 20% auf ein neues Allzeithoch bei 23.912 Zählern zugelegt hat. Und dies in einem Umfeld mit einem von Donald Trump losgetretenen Handelsstreit und zwischenzeitlich markanter Verluste an den US-Aktienmärkten.

Weitere Kursgewinne sind nun für den Dax gut möglich, auch wenn mehrere Analysten sich für den deutschen Leitindex eher skeptisch äußern. Denn zum einen verfügt der Dax zwar langfristig über eine ausgeprägte Saisonalität im Jahresverlauf. Diese legt aber keinen Verkauf im Mai, sondern Ende Juli nahe. Denn die gefährlichen Monate für den Dax, in denen es mit dem Index mitunter kräftig abwärts geht, sind der August und der September. Insofern gilt für den Leitindex statt Sell in May vielmehr „Sell in July and say bye-bye.“ Um dann im Oktober auf jeden Fall wieder einzusteigen, denn zum Jahresende hin geht es mit dem Dax in aller Regel wieder kräftig aufwärts.

Von der Markttechnik her ist die Situation für den Dax mit dem Erreichen eines neuen Allzeithochs durchweg positiv. „Der Trendfolgeindikation ist in Summe weiter positiv“, sagt der technische Analyst Martin Utschneider. So zeige sich zum Beispiel der Trendfolgeindikator MACD weiterhin positiv. „Der deutsche Leitindex konnte mit der jüngsten Entwicklung aus seiner Stabilisierungs- in eine mehr als deutliche Stärketendenz wechseln.“

Die Marke von 24.000 Punkten ist nicht mehr weit entfernt. Und da einige Marktteilnehmer zuletzt doch eher vorsichtig positioniert waren, könnte es durchaus weiter stärker nach oben gehen. Schließlich führt die Angst, nicht dabei zu sein, in Aufwärtsbewegungen stets dazu, dass Investoren wieder einsteigen.

Handelsrisiken entschärft

Etliche Aktienstrategen haben sich zuletzt für den Dax vorsichtig geäußert und vor Rückschlägen angesichts der durch Trumps Zollpolitik ausgelösten Risiken und Unsicherheiten gewarnt. Aktuell steht aber wohl eine Neubewertung der Fundamentalfaktoren angesichts der vorläufigen Einigung in den Gesprächen um den Zollstreit zwischen den USA und China an. Diese hat bereits zu einer massiven Aufwärtsbewegung in den US-Aktienfutures geführt. "Am Ende hat sich Trump dann doch auf die wirtschaftliche Vernunft zurückgezogen“, sagt Benjamin Bente, Geschäftsführer bei Vates Invest. Vor diesem Hintergrund könnten jetzt vor allem US-Titel gefragt sein, was dann natürlich auch wieder auf den Dax ausstrahlt.

Für den Dax ist der globale Handel sehr wichtig. „Eine Entschärfung globaler Handelsrisiken würde sich überdurchschnittlich positiv auf deutsche Aktien auswirken“, meint Maximilian Wienke, Marktanalyst bei eToro.

Zwei Aspekte sprechen noch für den Dax. Zum einen scheint ein Waffenstillstand oder Gespräche über einen Frieden in der Ukraine näher zu rücken. Ein Ende des Krieges wäre wohl weniger gut für Rüstungsaktien wie Rheinmetall, aber insgesamt doch gut für den Dax.

Günstiger bewertet

Zum anderen könnte die neu gewählte Bundesregierung, die doch marktwirtschaftlicher ausgerichtet ist als die alte, das Wirtschaftswachstum in Deutschland und Europa befördern. „Mit den beiden Investitionspaketen für Verteidigung und Infrastruktur besteht nun endlich die Chance, strukturelle Wachstumshindernisse anzugehen und das große Potenzial unserer innovativen Unternehmen freizusetzen“, sagt Christoph Ohme, leitender Portfoliomanager deutsche Aktien bei Oddo BHF Asset Management. "Auch nach dem weltweiten Ausverkauf ist der deutsche Aktienmarkt günstiger bewertet als der US-Markt.

Darüber hinaus profitiert der Dax als Performance-Index, in den die Dividenden mit einfließen, von den üppigen Ausschüttungen der Dax-Werte. Jedenfalls hat sich der Mai für den Dax im langjährigen Durchschnitt als positiver Monat erwiesen, während es im Juni im Schnitt leicht abwärts geht. Dafür kommt es dann im Juli häufig zu größeren Kursgewinnen, sodass die Bilanz für den Juli klar positiv ist.

Gefährlich für den Dax sind dann vor allem die Monate August und September, in denen es bereits öfters zu massiven Einbrüchen gekommen ist. Zum Beispiel zu einem Minus von 25,4% im September 2002 oder zu einem Verlust von 19,2% im August 2011. Verantwortlich für größere Einbrüche waren dabei Finanzkrisen und/oder sehr hohe Bewertungen.

Von der Saisonalität her sollten Anleger, die im Sommer aussteigen, aber den Wiedereinstieg im Oktober nicht vergessen. Denn der Oktober ist ein klar positiver Monat, und November und Dezember sind im langjährigen Durchschnitt die besten Monate für den Dax. Schließlich finden kurz vor Weihnachten kaum Kapitalerhöhungen oder Börsengänge statt, die dem Markt Liquidität entziehen.

Lohnendes Investment

Langfristig hat sich ein Dax-Engagement für Anleger überaus gelohnt. So hat sich der deutsche Leitindex, dessen Niveau Ende 1987 mit 1.000 Punkte fixiert wurde, inzwischen im Wert beinahe vervierundzwanzigfacht. Dabei haben sich zwischenzeitliche größere Einbrüche stets als Einstiegsgelegenheit erwiesen.

Alles in allem könnte der Dax jetzt trotz aller Unsicherheiten durchaus weiter zulegen. Denn es gibt positive Nachrichten, der deutsche Leitindex ist international betrachtet keineswegs teuer und auch die Saisonalität passt.