Europas Aktien noch leicht im Plus – Beiersdorf sacken kräftig ab
Die europäischen Aktienmärkte haben ihre anfänglichen Gewinne am Mittwoch nur zum Teil bis in das Mittagsgeschäft halten können. Der Dax und der Euro Stoxx 50 Index notieren mittags jeweils leicht im Plus. Der deutsche Leitindex liegt bei 23.878 Zählern und ist damit noch 0,1% über dem Vortagesschluss. Am Dienstag hatte er 0,4% zugelegt und damit den Stabilisierungskurs fortgesetzt. Der Euro Stoxx 50 Index weist bei 5.267 Punkten einen etwas höheren Aufschlag von 0,3% aus. Eine Reihe positiv aufgenommener Konzernbilanzen hatte die Indizes zuvor um bis zu gut ein halbes Prozent ins Plus gehievt. „Der August gilt an den Börsen als Sommerloch-Monat: Anleger halten sich zurück, bei Profi-Investoren sind die Schreibtische dünn besetzt, die Liquidität am Markt ist gering“, sagte Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck. „Genau deshalb können unerwartete Ereignisse jetzt besonders heftige Kursausschläge verursachen.“
Lange Gesichter
Für lange Gesichter sorgten Konjunkturdaten. Der Umsatz der Einzelhändler im Euroraum wuchs im Juni um 0,3% im Vergleich zum Vormonat. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Plus von 0,4% gerechnet. „Die Gefahr besteht nun, dass sich mit den US-Zöllen weiter Gegenwind für die deutsche Industrie aufbaut“, warnte Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. Die deutsche Industrie musste erneut einen Rückschlag hinnehmen. Ihre Aufträge sind im Juni wegen der sinkenden Nachfrage aus dem Ausland überraschend den zweiten Monat in Folge gefallen. Das Neugeschäft schrumpfte um 1,0% im Vergleich zum Vormonat, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Von der Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen mit einem Anstieg von 1,0% gerechnet, nachdem es im Mai bereits einen Rückgang von revidiert 0,8 (zuvor: 1,4)% gegeben hatte. Im Juni wuchs zwar das Inlandsgeschäft um 2,2%. Dafür kamen aus dem Ausland 3,0% weniger Bestellungen an. Dabei nahmen die Aufträge aus der Eurozone um 5,2% zu, während die aus dem Rest der Welt um 7,8% einbrachen.
Commerzbank legen zu
Bei den Einzelwerten haben die Anleger die Commerzbank im Blick. Das Institut schraubt ihre Gewinnerwartungen nach einem unerwartet starken ersten Halbjahr etwas herauf. Der Nettogewinn werde nach Abzug der Restrukturierungskosten in diesem Jahr bei 2,5 Mrd. Euro liegen, rund 100 Mill. Euro höher als bisher geplant, teilte das Geldhaus am Mittwoch in Frankfurt mit. Grund dafür sei der um rund 200 Mill. Euro höhere Zinsüberschuss. Analysten hatten schon bisher knapp 2,5 Mrd. Euro Nettogewinn kalkuliert. Im zweiten Quartal erwirtschaftete die Commerzbank einen Nettogewinn von 462 (2024: 538) Mill. Euro, der unter Vorjahr, aber deutlich über den Prognosen der Analysten lag. Die Aktie notiert mittags 1% im Plus.
Siemens Energy optimistischer
Der Energietechnikkonzern Siemens Energy blickt nach Zuwächsen im Quartal noch optimistischer als bislang auf das Geschäftsjahr 2025. „Die im zweiten Quartal angehobene Prognose wird erfüllt – aktuell bewegen wir uns am oberen Ende des Zielkorridors“, erklärte das Unternehmen bei der Vorlage der Zahlen von April bis Ende Juni. Siemens Energy hat für 2025 ein vergleichbares Wachstum der Umsatzerlöse in einer Bandbreite von 13 bis 15% und eine Ergebnis-Marge vor Sondereffekten zwischen 4 und 6% in Aussicht gestellt. Die hohe Nachfrage nach Anlagen und Produkten zur Stromerzeugung hat den Auftragsbestand mit 136 Mrd. Euro auf ein Rekordniveau anschwellen lassen. Nach Steuern fuhr der Konzern im Quartal einen Gewinn von 697 Mill. Euro ein, nach einem Verlust von 102 Mill. Euro vor Jahresfrist. Die Aktie verliert zur Mittagszeit 2,6%.
Prognose gekappt
Der über Jahre erfolgsverwöhnte Konsumgüterhersteller Beiersdorf hat im zweiten Quartal Federn gelassen und kappt seine Jahresprognose. Der Dax-Konzern erwartet nun im Gesamtjahr 2025 ein organisches Umsatzwachstum im Geschäft rund um Nivea von 3% bis 4% (bislang: 4% bis 6%) und im Konzern von etwa 3% (ebenfalls 4% bis 6%). Das liege jeweils unter den aktuellen Erwartungen des Kapitalmarkts. Die Aktie sackt mittags um 11,7% ab.
Öl gefragt
Die Aussicht auf mögliche US-Strafzölle gegen Käufer von russischem Öl trieb die Preise am Ölmarkt hoch. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und US-Leichtöl verteuerten sich um 1,5% bzw. 1,6%. US-Präsident Donald Trump hat Russland eine Frist bis Freitag gesetzt: Sollte Moskau bis dahin keiner Feuerpause im Krieg gegen die Ukraine zustimmen, drohen Strafzölle gegen Länder, die russisches Öl kaufen, darunter die beiden größten Abnehmer Indien und China. „Sollte Indien den Kauf von russischem Öl einstellen, dürfte der Markt diesen Angebotsausfall noch verkraften können“, kommentierten die Strategen der niederländischen Großbank ING. Das größere Risiko bestehe darin, dass auch andere Käufer auf russisches Öl verzichten könnten.