Immobilienkonzern

Evergrande verunsichert Markt erneut

Der Gründer des chinesischen Immobilienentwicklers Evergrande hat erstmals seit dem Börsengang der Gruppe im Jahr 2009 Anteile verkauft. Dies unterstreicht die verzweifelte Lage bei dem Konzern.

Evergrande verunsichert Markt erneut

nh Schanghai

Neue Entwicklungen unterstreichen die verzweifelte Lage beim gewaltig überschuldeten Immobilienentwickler China Evergrande. Wie am Freitag in einer Mitteilung an die Hongkonger Börse bekannt gegeben wurde, hat der Gründer und Chairman von Evergrande, Hui Ka Yan, erstmals seit dem Börsengang der Gruppe im Jahr 2009 seinen Anteilsbesitz reduziert. Hui soll 1,2 Milliarden Evergrande-Aktien über die Börse verkauft und damit umgerechnet 344 Mill. Dollar erlöst haben. Damit verringert sich der von Hui gemeinsam mit seiner Ehefrau gehaltene Mehrheitsanteil an Evergrande Real Estate Group von 77 auf 67,9%.

Bereits am Donnerstag hatten erste diesbezügliche Gerüchte den Aktienkurs von Evergrande gedrückt, am Freitag verloren die Titel dann noch einmal kräftig um 10,4% auf nunmehr 2,50 HK-Dollar. Die dramatische Talfahrt der Evergrande-Aktie in diesem Jahr hatte die Notierung am 8. November auf ein Tief von 2,06 HK-Dollar abrutschen lassen. Nachdem Nachrichten über Assetverkäufe des Immobilienkonzerns zur Linderung der Liquiditätsklemme die Runde machten, startete allerdings eine zweiwöchige Rally, die den Kurs um fast 50% auf 3 HK-Dollar hievte.

Marktteilnehmer bewerten den Aktienverkauf des Evergrande-Gründers insofern als Verzweiflungstat, als die von Hui erlösten Mittel dazu verwendet werden dürften, um Evergrande über die nächsten Klippen bei anstehenden Kuponzahlungen auf Dollarbonds und anderen Zahlungsverpflichtungen hinwegzuhelfen. Dem Vernehmen nach hat Hui in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von privaten Assets liquidiert oder beleihen lassen und dabei rund 1 Mrd. Dollar eingespielt, die bei Evergrande eingebracht worden sind, um die Liquiditätsspielräume etwas zu erweitern. Zuvor hatten die Regierung in Peking und chinesische Parteimedien Hui unter heftigen Druck gesetzt, sein eigenes Vermögen zur Rettung von Evergrande mit einzusetzen.

Evergrande steht seit Monaten am Rand eines förmlichen Zahlungsausfalls (Default) bei der Bedienung seiner gewaltigen Dollarbondschulden über rund 19 Mrd. Dollar. Neben Evergrande als Chinas größtem Junkbondemittenten im Dollarmarkt haben zuletzt auch eine Reihe weiterer chinesischer Immobilienentwickler die Märkte wegen drohender Zahlungsausfälle auf ihre Dollartitel in Atem gehalten. Als besonders gefährdet gilt Kaisa Group, die sich gegenwärtig um eine Tilgungsstreckung auf demnächst fällige Bonds durch einen Umtausch in eine neue Anleihe bemüht.

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