Finanzmärkte

Für Jens Ehrhardt ist die Outperformance Europas schon wieder vorbei

DJE-Chef Jens Ehrhardt sieht die US-Märkte wieder im Aufwind. Gerade der schwache Dollar gebe den Unternehmen Rückenwind. Skeptischer zeigt sich Ehrhard bei Europa.

Für Jens Ehrhardt ist die Outperformance Europas schon wieder vorbei

Die Outperformance Europas ist schon wieder vorbei

Jens Ehrhardt: Schwacher Dollar hilft US-Unternehmen

tom Frankfurt
Von Tobias Möllers, Frankfurt

KI-Absturz, Goldpreisrally, neue und alte Kriege, das US-Zoll-Theater, ein immer schwächerer Dollar und Schnappatmungen am Treasury-Markt – das erste Halbjahr 2025 an den Kapitalmärkten war für reichlich Aufregung gut. Für den erfahrenen Fondsmanager Jens Ehrhardt von DJE Grund genug, das ereignisreiche Halbjahr aufzuarbeiten und einen Blick nach vorne zu wagen. Im Gespräch mit dem Wall-Street-Journalisten Markus Koch zieht Ehrhardt Bilanz.

Beim Rückblick konstatiert Ehrhardt: „Es gibt eine Menge Fragen, die das erste Halbjahr aufwerfen.“ Dennoch hätten sich die meisten Ängste nicht bestätigt. Nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump waren die Aktienmärkte zwar flächendeckend eingebrochen, hatten sich aber auch schnell wieder gefangen. „Viele setzen auf den optimistischsten Fall“, meint Ehrhardt mit Blick auf eine mögliche Einigung im Zoll-Streit und vergisst dabei auch nicht die sogenannten TACO-Trades (Trump always chickens out), die Erwartung, dass Trump am Ende doch wieder zurückzieht. Ehrhardt sieht in diesem Optimismus auch Gefahren. Die Warnlampe „blinkt ein bisschen gelb“. Gleichwohl leuchtet sie auch nicht so grell, dass man schnell aus den Aktienmärkten aussteigen sollte. Dennoch seien Aktien im Verhältnis zu den Zinsen aktuell eher teuer. Und der DJE-Gründer sieht noch weitere Warnzeichen. US-Zahlen zu Konsum und Löhnen seien zuletzt nicht gut gewesen. Der von Trump heftig kritisierte Fed-Chef Jerome Powell sei „vielleicht wirklich ein bisschen spät dran“. Trump diffamiert Powell regelmäßig als „Mister too late“.

Wenige Titel treiben US-Markt

Kritisch sieht Ehrhardt auch, dass der jüngst wieder erstarkte US-Aktienmarkt von nur sehr wenigen Titeln getrieben wird. Während die Indizes seit Tagen neue Rekordstände markieren, stehen nur 22% der Unternehmen nahe ihrer Allzeithochs. Die Breite des Marktes ist also bei der jüngsten Rally außen vor. Gerade auch Mid und Small Caps, denen bei Trumps Amtsantritt viele Experten goldene Zeiten vorhergesagt hatten, stehen bisher nicht viel besser dar als vor Trumps Wahl. Dagegen laufen die großen, oft mit KI assoziierten Titel, wieder gut. In den USA stelle sich nun die Frage, ob es zu einer Verbreiterung oder einem Absturz des Marktes komme. Auf der einen Seite verunsichere der Handelskonflikt weiter, auf der anderen Seite dürfte der schwache Dollar das Gewinnwachstum der US-Unternehmen fördern. „Die profitieren enorm“, schlussfolgert Ehrhardt.

Auch auf Europa wirft der DJE-Vorstandsvorsitzende einen Blick. Hier zeigt er sich weniger optimistisch als viele Experten, die einen fortlaufenden Trend, raus aus den USA, rein in Europa, sehen. Die Outperformance Europas sei „schon wieder weg“, erklärt Ehrhardt mit Blick auf die US-Aktienmärkte, die zuletzt stark aufgeholt haben. Wenig Hoffnung hat Ehrhardt bei der Autoindustrie, bei deren Krise kein Ende in Sicht sei. Andere Titel wie Rheinmetall, aber auch SAP, seien bereits stark gestiegen. „Man muss sich fragen, wie weit kann es noch nach oben gehen“, zeigt sich Ehrhardt skeptisch. Neben der Analyse des Gesamtmarktes sei in den letzten Jahren auch eine Einzelaktienanalyse immer wichtiger geworden, erklärt der Fondsmanager, der über 50 Jahre Erfahrung am Markt verfügt.

„Etwas greift er doch ab“

Zu US-Präsident Trump, dessen Politik von Journalisten wie Analysten fast einhellige Ablehnung erfährt, findet Ehrhardt durchaus milde Worte. Das absurd hohe US-Handelsdefizit runterbringen zu wollen, sei an sich eine gute Idee. Mit Blick auf die Zölle ist der DJE-Gründer sicher: „Etwas greift er doch ab!" Daneben wachse nicht nur von Trump, sondern auch von anderen Notenbankern der Druck auf Fed-Chef Powell. Ehrhardt hält daher eine Zinssenkung im September für am wahrscheinlichsten. Deutlich kritischer sieht der DJE-Chef eine Auswechslung Powells. Ein möglicher Schattennotenbanker wäre ein neuer Schlag gegen den Dollar und zudem auch negativ für die Aktienmärkte.

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