Grüne Finanzierungen springen wieder an
Grüne Finanzierungen springen wieder an
Analysen zeigen, dass Green and Sustainable Finance nach einem schwachen Vorjahr wieder im Aufwind ist – Anleger verzichten auf Rendite
Green and Sustainable Finance hatte im vergangenen Jahr einen schweren Stand und schwächelte auch im ersten Quartal. Dieser Negativtrend ist nun gestoppt – die Arrangements von nachhaltigen Finanzierungen zogen im zweiten Quartal an. Investoren sind auch wieder bereit, für grüne Investments auf Rendite zu verzichten.
kjo Frankfurt
Der Markt für Green and Sustainable Finance kommt wieder in Schwung. Das Arrangement nachhaltiger Finanzierungen hat im zweiten Quartal 2025 mit weltweit 251 Mrd. Euro deutlich gegenüber dem schwachen Vorquartal zugenommen, in dem nur 216 Mrd. Euro an den Markt kamen. Das geht aus einer Analyse von Capmarcon hervor, die der Börsen-Zeitung vorliegt. Bereits im Jahresverlauf 2024 war ein kontinuierlicher Rückgang zu beobachten.
Die aktuelle Trendwende reicht aber nicht aus, um im ersten Halbjahr 2025 (467 Mrd. Euro) wieder an das Volumen der Vorjahresperiode (495 Mrd. Euro) heranzukommen. Vor allem die Zahl der Emittenten, die erstmals eine grüne oder nachhaltige Anleihe begeben haben, war im ersten Halbjahr zurückgegangen. Dieser Trend scheint aber gestoppt, wie aus den Capmarcon-Daten hervorgeht.
Signifikant erhöht hat sich im in der gleichen Zeit das Volumen neu arrangierter Transition Bonds, also Mittel zur Umwandlung umweltschädlicher, kohlenstoff- und ressourcenintensiver Industrien in umweltfreundliche, kohlenstoffarme und wenig ressourcenschonende Industrien. Deren Volumen stieg im Halbjahresvergleich um 60% auf 56 Mrd. Euro; hinzu kommen Transition Loans in Höhe von 1,8 Mrd. Euro.
Überraschende Wendung
Die Zahlen überraschen vor dem Hintergrund, dass sich viele Banken, Vermögensverwalter und Versicherer aus Allianzen für Net Zero zurückgezogen haben. Das hatte die Frage aufgeworfen, welche Zukunft Green und Sustainable Finance hat. „Wir haben den Eindruck, dass Märkte und Investoren weiterhin in sehr umfangreichen Maße Investitionen zur Unterstützung des grünen Übergangs bereitstellen“, sagte EIB-Präsidentin Nadia Calviño jüngst im Interview der Börsen-Zeitung. Eine Anleihe der Europäischen Investitionsbank über 3 Mrd. Euro sei 13-fach überzeichnet gewesen. „Das zeigt sehr deutlich, dass Marktteilnehmer dies weiterhin als eine gute Investition ansehen.“
Zugenommen hat auch das für nachhaltige Verwendung bereitgestellte Eigenkapital. Wegen der unzureichenden Erfassung dieses Marktsegments seien aber nur Schätzungen möglich, erklärte Capmarcon. Demnach lag das gesamte Sustainable Equity im ersten Halbjahr bei 25 Mrd. Euro nach 17 Mrd. Euro im Vorjahreszeitraum.
Das Primärmarktgeschäft mit Anleihen, Schuldscheindarlehen und Krediten zur Mittelaufnahme für nachhaltige Zwecke sei in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum leicht zurückgegangen (-5%). Die Zahl der Transaktionen habe sich um 13% reduziert, gleichzeitig erhöhte sich – gerade bei Förder- und Entwicklungsbanken sowie bei staatlichen Emissionen – das durchschnittliche Transaktionsvolumen merklich. Besonders ausgeprägt sei die Erholung des Primärmarktgeschäftes von Sustainable Financing in Europa, Asien und auch in Nordamerika, erklärte Capmarcon. Hier wurden im ersten Halbjahr 2025 fast wieder die Vorjahresniveaus erreicht.
„Greenium“ kehrt zurück
Beachtenswert dabei: Anleger sind wieder bereit, für nachhaltige Investments auf etwas Rendite zu verzichten. In einer Studie weisen die Anleiheexperten der Bank of America nach, dass das sogenannte Greenium am europäischen Markt nach den Zinsverschiebungen der vergangenen Jahre zurückgekehrt ist. Unter Greenium versteht man, dass grüne Anleihen eine geringere Rendite als entsprechende konventionelle Anleihen abwerfen. Das gilt im Markt als Errungenschaft.
Insgesamt weisen grüne Anleihen im Segment Euro Investment Grade allerdings nach wie vor einen geringen Abschlag – etwa 2 Basispunkte – gegenüber konventionellen Anleihen der gleichen Emittenten auf. Das ist nur 1 Basispunkt weniger als im April, aber man habe jetzt mehr Variationen zwischen den Namen. „Die allgemeine Verengung der Spreads, ein Anstieg der Nachfrage nach Euro-Schuld-Papieren und sektorspezifische Faktoren haben unserer Ansicht nach den Abschlag für grüne Anleihen aufrechterhalten“, erklärten die Experten der Bank of America.
Wichtigste Währung bei der Denominierung von nachhaltigen Finanzierungen war im ersten Halbjahr 2025 – bei wieder leicht steigender Tendenz – der Euro mit einem Anteil am Neugeschäft von 49%. Die Bedeutung des Dollars nahm wenig Prozentpunkte ab.
Wegen der regen Aktivitäten chinesischer Adressen folgt der Renminbi mit einem Anteil von mittlerweile 12%. Nennenswerte Rollen spielten der japanische Yen, das britische Pfund und der australische Dollar (3%). Ebenfalls Bedeutung haben wegen der starken Investorenbasis in Skandinavien die schwedische und die norwegische Krone.