Markt hakt Jahresschluss-Rally ab
Von Christopher Kalbhenn,
Frankfurt
Die Marktteilnehmer scheinen das Thema Jahresschluss-Rally ad acta gelegt zu haben. Der Dax verlor am Freitag 0,7% und hat dadurch mit einem Wochenminus von 0,6% geschlossen. Es stehen zu viele Unsicherheiten im Raum – darunter die sich derzeit verschlechternde Pandemielage, der nun etwas festere Tritt der Geldpolitik auf die Bremse und sinkende Wachstumserwartungen –, als dass sich der Aktienmarkt zu einer erneuten Rekordjagd aufraffen könnte.
Ungeachtet der zurzeit vielfältigen Belastungen sind Strategen für das kommende Jahr optimistisch. M.M. Warburg und DZBank trauen dem Dax einen Anstieg auf 18000 Zähler zu. Die Aktienmärkte seien derzeit mit einer Reihe von negativen Einflussfaktoren konfrontiert, so das Hamburger Institut. „Trotz dieses Gegenwindes blicken wir zuversichtlich auf das neue Jahr 2022 und rechnen mit steigenden Aktienkursen. Hintergrund für unser positives Szenario ist die gute konjunkturelle Verfassung der Weltwirtschaft. Nach der starken Erholung in diesem Jahr erwarten wir auch für 2022 ein überdurchschnittlich hohes Wirtschaftswachstum. Wir rechnen damit, dass Unternehmen aufgrund der sehr guten wirtschaftlichen Aussichten in der Lage sind, ihre Umsätze und Gewinne weiter steigern zu können.“ Für den Dax erwarteten die Unternehmensanalysten beispielsweise nur einen Gewinnanstieg von etwa 4%, was angesichts der zu erwartenden wirtschaftlichen Dynamik zu gering erscheine.
Neueinschätzung des Marktes
Mit der fortschreitenden Konkretisierung der globalen Geldpolitik verliert eines der seit Langem im Raum stehenden Konjunkturrisiken seinen Schrecken, so die DZBank. Das Vertrauen der Aktienmarktteilnehmer nehme hierdurch zu. „Dies bildet einen wichtigen Ausgangspunkt für die gesamte Aktienmarktprognose des anstehenden Jahres 2022, denn wir erwarten, dass auch die übrigen Konjunkturprobleme wie beispielsweise die Lieferengpässe im Jahresverlauf immer mehr unter Kontrolle gebracht werden und damit der Wirtschaftserholung buchstäblich ,freie Fahrt‘ geben. Derzeit sehen wir eine Menge Pessimismus in den Gewinnerwartungen enthalten.“ Dies biete zukünftig Raum für positive Überraschungen. Bis diese Dynamik anlaufe, werde sich allerdings wahrscheinlich das Spiel der vergangenen Sommermonate mit einer temporär volatilen Seitwärtsbewegung am Aktienmarkt wiederholen. Die vierte Coronawelle bedinge eine Neueinschätzung durch die Marktteilnehmer. Das Anlegersentiment werde daher möglicherweise so lange belastet bleiben, bis spätestens mit der nächsten Ergebnisberichterstattung ein Déjà-vu mit erneut positiven Überraschungen folgt.