Merz-Schock zwingt Dax in die Knie
Märkte am Mittag
Merz-Schock zwingt Dax in die Knie
Der Dax ist am Dienstag von den aktuellen politischen Geschehnissen in Berlin eingeholt und nach unten gezogen worden. CDU-Chef Friedrich Merz fiel am Vormittag bei der Kanzlerwahl im Bundestag im ersten Wahlgang durch. Das sorgt am Markt für erhebliche Unsicherheit, schließlich waren Merz' umfangreiche Investitionsvorhaben etwa in Rüstung und Infrastruktur jüngst einer der zentralen Treiber für die starke Dax-Entwicklung bis auf ein Rekordhoch von 23.476 Punkten.
Doch davon ist der Dax nun wieder weiter entfernt. Das Minus am Dienstag gegen Mittag belief sich auf 1,9% beim Stand von 22.892 Punkten. Der MDax, der die deutsche Wirtschaft besser repräsentiert als der von global aufgestellten Unternehmen geprägte Dax, rutschte um 3% auf 28.723 Punkte ab. Der Euro Stoxx 50 gab um 1,4% nach.
„Kapitaler Fehlstart“
„Der designierte Bundeskanzler Friederich Merz fällt im Parlament vorerst überraschend durch. Union und SPD legen somit einen kapitalen Fehlstart hin“, kommentiert Jan Holthusen, Bereichsleiter Research und Volkswirtschaft der DZ Bank: „Das ist keine gute Voraussetzung für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Inmitten der Zoll-Wirren der USA und vor dem Hintergrund des andauernden Krieges Russlands gegen die Ukraine ist dieser Tag ein verheerendes Signal nach innen und nach außen.“ Ähnlich schätzt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International, die Lage ein: „Der Vorgang im Deutschen Bundestag heute ist ein Paukenschlag, und es ist ein schlechter Tag für Deutschland und Europa. Durch den vorzeitigen Bruch der Ampel-Regierung sind bereits viele Monate ins Land gezogen, ohne dass die größte Volkswirtschaft Europas politisch handlungsfähig war."
Auch den Einbruch am Aktienmarkt kommentiert Roemheld: "Mit Blick auf die Kapitalmärkte ist klar: Nichts verabscheuen die Märkte so sehr, wie Unsicherheit, und entsprechend hat der Dax auch schon reagiert. Sollte Deutschland längerfristig führungslos bleiben, ist mit negativen Folgen für den Wirtschaftsstandort zu rechnen.“ Carsten Brzeski, Chef-Volkswirt bei der ING Bank, sagte: „Die gescheiterte Abstimmung ist ein klares Zeichen dafür, dass nicht jeder in der CDU mit der finanzpolitischen Wende einverstanden ist.“ Für ausländische Investoren sei dies ein Hinweis, dass sich nicht jeder der aktuellen Lage und Dringlichkeit bewusst sei.
FMC-Zahlen überzeugen
Neben den politischen Ereignissen stand am Dienstag am Markt die Berichtssaison im Fokus. Hier kamen die Zahlen des Dialysekonzerns Fresenius Medical Care (FMC) letztlich gut an, die Papiere gewannen 3,4%. Die Aktien des Triebwerkbauers MTU korrigierten nach Quartalszahlen einen Teil ihrer jüngsten Erholung mit minus 4,3%.
Viele Unternehmenszahlen gab es auch aus der zweiten und dritten Börsenreihe, wo es den Softwareanbieter Teamviewer mit hohen Kursverlusten von gut 13% erwischte. Hugo Boss konnten indes bei Anlegern mit Quartalszahlen punkten, die Titel des Modeherstellers gewannen an der MDax-Spitze fast 5%.
Im SDax ging es für Aktien der Norma Group um mehr als 7% abwärts. Der Autozulieferer und Verbindungstechnikspezialist hatte nach einem erwarteten schwachen Quartal die Prognose bestätigt. Im operativen Geschäft sei aber gegenwärtig keine deutliche Verbesserung in Sicht, kommentierte die Baader Bank.