Anleihen

Renditen von Staatsbonds im Sinkflug

Die Renditen der europäischen Staatsanleihen sinken. Der Grund ist, dass die Bank of England sich mit Gilt-Käufen gegen die Renditehochs stemmt.

Renditen von Staatsbonds im Sinkflug

kjo Frankfurt

Zu kräftigen Renditerückgängen ist es zur Wochenmitte an den europäischen Staatsanleihemärkten gekommen. Damit wurde ein Teil der tags zuvor gesehenen Anstiege wieder ausgeglichen. Ausgegangen war der Renditerutsch vom britischen Staatsanleihenmarkt, den sogenannten Gilts. Denn dort griff die Zentralbank des Landes, die Bank of England (BoE), mit Käufen in den Markt ein, um die jüngst gesehenen Hochs der Renditen unter Kontrolle zu bringen.

Die BoE will sich mit zeitlich begrenzten Käufen von Staatsanleihen des Landes gegen die jüngsten Turbulenzen am Finanzmarkt stemmen. Ab sofort werde die Notenbank Staatsbonds mit langer Laufzeit erwerben, kündigte sie am Mittwoch an. Der Zweck der Käufe werde darin bestehen, geordnete Marktbedingungen wiederherzustellen, so die Mitteilung der Währungshüter. Auslöser dieser Finanzmarktturbulenzen sind Pläne der neuen britischen Regierung für Steuersenkungen und Entlastungen für Verbraucher und Unternehmen in Milliardenhöhe. Zweifel an der Finanzierung der Projekte hatten die britische Währung auf ein Allzeittief von 1,0327 Dollar gedrückt.

Die Währungshüter wollen bis zum 14. Oktober so viele Anleihen wie nötig erwerben, um den Finanzmarkt zu stabilisieren. „Sollte das Nichtfunktionieren dieses Marktes anhalten oder sich verschlechtern, würde ein erhebliches Risiko für die britische Finanzstabilität bestehen“, hieß es weiter. Finanzierungsbedingungen würden sich dann verschärfen, der Kreditfluss an die Wirtschaft zurückgehen. Zuvor war die Rendite 30-jähriger britischer Staatsanleihen zum ersten Mal seit 2002 auf über 5% emporgeschnellt. Nach der Ankündigung der Notenbankkäufe griffen Anleger bei britischen Staatsanleihen verstärkt zu. In der Folge sanken die Renditen. Bei der zehnjährigen britischen Staatsanleiherendite ging es von 4,50% am Vortag bis auf 3,99% im Tagestief zurück. Später lag die Zehnjahresrendite dann bei 4,04%. Auch bei den Bundesanleihen kam es zur Erholung. Die zehnjährige Bundrendite fiel von 2,25% auf 2,13%. Später lag die Rendite bei 2,15%.

Der Bund braucht im vierten Quartal mehr Geld. Dafür werden die Märkte stärker beansprucht als bisher vorgesehen. Die Emissionsplanung des Bundes für das vierte Quartal 2022 wird somit gegenüber der im Dezember 2021 veröffentlichten Jahresvorausschau angepasst. Insgesamt werden 22,5 Mrd. Euro mehr aufgenommen als angekündigt. Die Mittelaufnahme am Bondmarkt erhöht sich um 10,5 Mrd. Euro, am Geldmarkt werden 12 Mrd. Euro mehr aufgenommen. Die stärkere Mittelaufnahme ist auf Maßnahmen des Bundes zur Bewältigung der Energiekrise zurückzuführen.

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