Märkte am Mittag

Rüstung und Immobilien gefragt

Der deutsche Leitindex kommt am Dienstag noch nicht so recht vom Fleck. Während zwei MDax-Unternehmen deutliche Abschläge hinnehmen müssen, kann ein Biotech-Titel weiter zulegen.

Rüstung und Immobilien gefragt

Märkte am Mittag

Rüstung und Immobilien gefragt

An den europäischen Aktienmärkten treibt Anleger weiter die Furcht vor steigenden US-Zöllen sowie deren Auswirkungen auf die Konjunktur um. Anfängliche Kursgewinne verpufften am Dienstag im Handelsverlauf zügig. Die runde Marke von 24.000 Punkten erweist sich für den deutschen Leitindex damit als zu hoher Widerstand. Gegen Mittag stand er mit 23.948 Punkten darunter und nur knapp im Plus. Der MDax legte bis zum Mittag um 0,1% auf 30.788 Punkte zu. Für den Euro Stoxx 50 ging es um 0,2% nach unten.

„Die Märkte haben derzeit das Gefühl, als befänden sie sich auf der Achterbahn der Trump-Zölle“, sagte Danni Hewson, Analystin bei AJ Bell. „Das größte Problem ist, dass es sich immer so anfühlt, als ginge es einen Schritt vorwärts und zwei Schritte zurück.“

Die OECD senkte derweil ihre Prognose zum globalen Wachstum und erklärte, der Handelskrieg belaste die US-Wirtschaft stärker als zuvor. „Die OECD-Prognosen werden große Besorgnis auslösen“, konstatierte Hewson. Mit Spannung warteten Investoren auf ein angekündigtes Gespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem chinesischen Staatschef Xi Jinping, das nach Angaben aus dem Weißen Haus wahrscheinlich noch in dieser Woche stattfinden soll. Trump hatte China beschuldigt, eine Vereinbarung über den Abbau von Zöllen und Handelsbeschränkungen zu verletzen. Erste Spuren hinterließ der Zollkrieg auch bei Chinas Industrietätigkeit, die im Mai zum ersten Mal seit acht Monaten deutlich geschrumpft ist. „Der privat ermittelte Caixin Einkaufsmanagerindex für den Produktionssektor ist ein Schock“, sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners.

Rheinmetall steigt in Euro Stoxx 50 auf

Bei den Einzelwerten griffen Anleger bei Aktien aus dem Immobiliensektor zu. Der größte deutsche Immobilienkonzern Vonovia verzeichnete ein Kursplus von mehr als 2% und gehörte damit zu den stärksten Dax-Werten. Auch die Titel des Gewerbeimmobilien-Investors Aroundtown zogen mehr als 2% an. „Immobilienwerte profitieren vom wieder etwas fallenden Zins“, sagte ein Händler.

Gefragt waren zudem Rüstungskonzerne. Rheinmetall-Aktien kletterten in der Spitze um knapp 3%. Ein Börsianer verwies darauf, dass der Rüstungskonzern am 20. Juni nach Handelsende den französischen Luxusgüterhersteller Kering im Euro Stoxx 50 ersetzen wird. Die Aufnahme sorge für Rückenwind bei der Aktie. Auch der britische Rüstungskonzern Babcock profitierte von der Aufnahme in den Stoxx 600 und legte rund 2% zu. Bilfinger rücken ebenfalls in den Stoxx 600 auf und gewannen 0,5%.

Gerresheimer zeigten nach ihrem Kursabsturz am Vortag von knapp 23% im Zuge einer Prognosesenkung am Dienstag keine Stabilisierungstendenzen mit minus 0,9%. Mehrere Analysten stuften die Titel des Spezialverpackungsherstellers nun ab.

Verluste bei E-Commerce-Unternehmen

Delivery Hero rutschten um rund 5% ab. Der Rücktritt des Investmentchefs des Großaktionärs Prosus sorgte für neue Verunsicherung. Prosus hält laut Angaben der Nachrichtenagentur Bloomberg etwas über 27% am Essenslieferdienst. Tags zuvor hatten die Papiere von Delivery Hero eine EU-Strafe wegen wettbewerbswidriger Absprachen gut weggesteckt.

Am Dienstag waren E-Commerce-Unternehmen generell schwach: So verloren im Dax Zalando 2%, im MDax waren Hellofresh mit minus 6% noch schwächer als Delivery Hero. Der Kochboxenversender muss sich einen neuen Finanzchef suchen. Christian Gärtner wird sein Amt spätestens Ende des Jahres niederlegen.

Biontech weiter gefragt

An der Nasdaq zogen die Titel des Mainzer Konzerns Biontech um mehr als 7% an. Eine milliardenschwere Kooperationsvereinbarung hatte den Kurs bereits am Montag deutlich angetrieben. Das Unternehmen will die weitere Entwicklung eines vielversprechenden Wirkstoffkandidaten im Krebsbereich gemeinsam mit dem US-Konzern Bristol-Myers Squibb vorantreiben. Die Aktie bewegt sich nun oberhalb der 200-Tage-Linie, die ein beliebter Indikator für den längerfristigen Trend ist.

Im Blick stand am Dienstag auch die Inflation im Euroraum. Diese ist im Mai auf 1,9% gesunken. Im April hatte die Rate noch bei 2,2% gelegen. Der Rückgang war stärker als von Volkswirten erwartet. Die Inflation liegt jetzt unter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2%. Der Weg für die nächste Zinssenkung durch die EZB an diesem Donnerstag sei damit geebnet, sagten Marktbeobachter.

Bereits im Vorfeld der Veröffentlichung waren Staatsanleihen in der Euro-Zone gefragt. Im Gegenzug gab die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe auf 2,49% nach und fiel damit auf den niedrigsten Stand seit dem 8. Mai. Eine starke Staatsanleihen-Auktion in Japan unterstütze die Nachfrage auf den europäischen Anleihemärkten, sagten Analysten. Die zuletzt schwachen Auktionsergebnisse für längerfristige Schuldtitel in den USA und Japan hatten zuvor angesichts der hohen Schuldenstände Zweifel an der Fähigkeit der großen Volkswirtschaften geweckt, ihre Anleihen zu verkaufen.