Rohstoffe

Trafigura braucht Geld

Nach der chinesischen Tsingshan braucht nun ein weiterer prominenter Akteur auf den Rohstoffmärkten dringend neue Finanzmittel, um seinen Nachschusspflichten nachzukommen.

Trafigura braucht Geld

ku Frankfurt

Nach dem chinesischen Rohstoffinvestor Tsingshan Holding ist nun ein weiterer bedeutender Akteur an den Rohstoffmärkten in Schwierigkeiten geraten. Wie die Nachrichtenagentur Bloomberg meldet, sieht sich der große Rohstoffhändler Trafigura Group aufgrund der Preisturbulenzen der vergangenen Wochen Nachschusspflichten von mehreren Milliarden Dollar gegenüber. Trafigura bemüht sich derzeit um eine Finanzierung und verhandelt nach Angaben von Bloomberg mit dem Finanzinvestor Blackstone über ein Investment von 2 bis 3 Mrd. Dollar. Außerdem soll der Rohstoffhändler Apollo Global Management, Blackrock und KKR angesprochen haben. Es sei nicht sicher, dass die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss führen, teilte Bloomberg unter Verweis auf seine Quellen mit. Die Nachschusspflichten (Margin Calls) sollen entstanden sein, als der Brent-Ölpreis kürzlich bis auf 139 Dollar je Barrel stieg und sich Nickel binnen zwei Tagen um 250% verteuerte. Trafigura hatte sich bereits zuletzt um Finanzierungen bemüht. So erhielt der Rohstoffhändler etwa Anfang März eine revolvierende Kreditfazilität über 5,3 Mrd. Dollar, während in der vergangenen Woche eine zusätzliche Fazilität über 1,2 Mrd. Dollar erschlossen werden konnte.

Die Rohstoffpreise haben zwar in den vergangenen Tagen wieder deutlich nachgegeben. Analysten wie Zoltan Pozsar von Credit Suisse sehen aber Gefahren für das Finanzsystem, wenn sich Fälle dieser Art häufen. So wird befürchtet, dass es zu Short-Squeeze-Konstellation durch Ein­deckungen von Marktteilnehmern kommen könnte, was weitere umfangreiche Nachschusspflichten auslösen könnte. Angesichts der Komplexität des Finanzsystems und seines hohen Leverage könnte dies zu Schockwellen in weiten Bereichen des Finanzsystems führen.

An den Rohstoffmärkten hat am Mittwoch ein missglückter Neustart des Handels mit dem Industriemetall Nickel an der London Metal Exchange (LME) für Nervosität gesorgt. Der Handel war am 8. März eingestellt worden, nachdem die Schwierigkeiten von Tsingshan bekannt wurden. Binnen einer Sitzung kletterte der Nickelpreis um mehr als 50% auf ein Niveau oberhalb von 100000 Dollar je Tonne. Der Handel wurde daraufhin ausgesetzt, weil eine Vielzahl von Marktteilnehmern nicht in der Lage gewesen wäre, den Nachschusspflichten nachzukommen.

Wie die LME mitteilte, waren technische Probleme der Grund für die erneute Aussetzung. Bei einer kleinen Anzahl von Transaktionen seien neu eingeführte Obergrenzen für Preisbewegungen von maximal 5% von den Systemen nicht berücksichtigt worden. Daher konnten lediglich 206 Kontrakte über 1236 Tonnen Nickel getätigt werden, bevor der Handel wieder eingestellt wurde. Die meisten Transaktionen seien zum niedrigstmöglichen Preis von 45590 Dollar je Tonne abgeschlossen worden, ein kleinerer Teil aber darunter.

Der Preis der wichtigsten Rohölsorte Brent Crude ist am Mittwoch um 0,5% auf 99,39 Dollar je Barrel gesunken. Nach Angaben der internationalen Energieagentur IEA werden ab April rund 3 Mill. Barrel pro Tag (bpd) an russischem Öl dem Weltmarkt entzogen. Bislang habe Russland 7 bis 8 Mill. bpd exportiert. Für das zweite Quartal erwartet die IEA daher eine Unterversorgung des Marktes um 700000 bpd. Die Agentur hat zudem ihre Prognose für den Ölverbrauch im zweiten bis vierten Quartal deutlich um 1,3 Mill. bpd reduziert.