Zölle rücken Antofagasta ins Rampenlicht
Zölle rücken Antofagasta ins Rampenlicht
Jeder hält ja bekanntlich sein Kupfer für Gold. Die Aktionäre des chilenischen Minenbetreibers Antofagasta könnten damit sogar Recht haben. Zwar legt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 25 des in London notierten Kupferproduzenten die Umkehr der Redewendung nahe, da im Bergbausegment eher KGV unter 20 als Einstiegssignale gesehen werden. Doch wer die Aktie bereits im Portfolio hat, dürfte der von der Mehrheit der Analysten proklamierten „Halten“-Empfehlung gerne Folge leisten.
Kein Titel für Risikoaffine
Zu unruhigem Schlaf neigen sollten Aktionäre von Antofagasta aber ohnehin nicht. Denn zu den politischen Risiken, die jede Investition in südamerikanische Schwellenländer birgt, kommt bei diesem Titel die enge Korrelation des Unternehmenserfolgs an den volatilen Kupferpreis. Zuletzt hatten die angedrohten US-Einfuhrzölle zu erheblichen Turbulenzen gesorgt, weil US-Firmen sich im Vorfeld mit Kupfer eindeckten und die Nachfrage dementsprechend in die Höhe getrieben hatten.
Davon hat auch die Antofagasta-Aktie in diesem Jahr kräftig profitiert. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie BHP Group, Southern Copper oder Rio Tinto wird der Titel mit einem signifikanten Aufschlag gehandelt. Wie die Deutsche Bank in einem Aktienreport vermerkt, ist dies nicht zuletzt der stabilen operativen Leistung des Unternehmens geschuldet. Sie prognostiziert für das erste Halbjahr einen EBITDA-Gewinn von rund 2,05 Mrd. Dollar, eine Nettoverschuldung von 2,2 Mrd. Dollar und eine Dividende je Aktie von 14 Cent. Das würde einer Ausschüttungsquote von 35% entsprechen.
Der Verstaatlichung entgangen
Den etwas sperrigen Namen verdankt Antofagasta der gleichnamigen Küstenstadt in unmittelbarer Nähe der größten Kupfervorkommen der Welt. Ihren Sitz hat die 1888 von britischen Investoren ursprünglich als Eisenbahnunternehmung gegründete Firma jedoch in London. Nach der Fertigstellung der noch heute vor allem für den Güterverkehr genutzten Strecke zwischen Antofagasta und den Bergwerken des bolivianischen Altiplano konzentrierte sich das Unternehmen zunehmend auf den Bergbau. Dabei gelang es Antofagasta im Laufe der wechselvollen chilenischen Geschichte, sich der Verstaatlichung zu entziehen. Ihr Wettbewerber, der weltgrößte Kupferproduzent Codelco, ist dagegen aus der 1970 beschlossenen Verstaatlichung der chilenischen Kupferminen entstanden und befindet sich bis noch heute in Staatsbesitz.
Mammutprojekt in der Wüste
Neben 315.000 Tonnen Kupfer produzierte Antofagasta nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr 2015 auch 91.200 Unzen Gold und 7.400 Tonnen Molybdän. Auch wenn das Unternehmen seit Jahren mal mehr, mal weniger nach Diversifizierung strebt, wird das rote Metall auch künftig das Hauptgeschäft bleiben. Denn mit dem Ausbau der in der Atacama gelegenen Centinela-Mine tätigt Antofagasta die bislang größte Investition der Firmengeschichte. Von dem Großprojekt erhofft sich das Unternehmen von 2027 an eine Steigerung der jährlichen Kupferproduktion um 144.000 Tonnen Projekt. Im vergangenen Jahr sicherte sich der Konzern bei internationalen Geldgebern wie der Japan Bank for International Cooperation, Export Development Canada und der Export-Import Bank of Korea eine 2,5 Mrd. Dollar schwere Finanzierung für das Vorhaben. Auch die KfW Ipex-Bank, Société Générale und weitere Geschäftsbanken gehören dem Konsortium an.
Unter ESG-Aspekten interessant
Bergbaukonzerne zählen in der Regel nicht zu den favorisierten Titeln nachhaltig orientierter Investoren, da sie zu den größten Verursachern von Treibhausemissionen zählen. Doch ohne Kupfer wird sich der Ausbau der erneuerbaren Energien in Europa nicht umsetzen lassen, denn der dafür erforderliche Bau von Stromtrassen erfordert große Mengen des roten Metalls. Und im Gegensatz zu den Kupferminen in der Republik Kongo stehen die hochtechnologisch betriebenen chilenischen Minen nicht unter Verdacht, bei der Förderung Kinderarbeit zu tolerieren.
Zumindest im Branchenvergleich kann Antofagasta hier durchaus punkten. Die Ratingagentur Sustainalytics stuft den Titel mit einem „Medium Risk“-Score von 23,9 ein. Das entspricht in der Branche einem vergleichsweise guten 11. Platz von 219 Unternehmen. Hervorzuheben ist dabei auch der Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage für eine nachhaltige Wasserversorgung ihrer produktivsten Mine „Los Pelambres“.