Märkte am Mittag

Zoll-Pause beruhigt Märkte kaum

Der deutsche Leitindex verzeichnet bis zum Mittag moderate Abschläge. Fester zeigen sich die Papiere eines Laborzulieferers.

Zoll-Pause beruhigt Märkte kaum

Märkte am Mittag

Zoll-Pause beruhigt Märkte kaum

Der deutsche Leitindex hat am Dienstag anfängliche Kursgewinne wieder abgegeben und notierte am Mittag leicht schwächer bei 24.050 Punkten. Der MDax büßte zuletzt 0,7% auf 31.062 Punkte ein. Der Euro Stoxx 50 zog geringfügig auf 5334 Zähler an. Die Verlängerung der Pause im Zollstreit zwischen den USA und China brachte angesichts des nach wie vor ungelösten Handelsstreits zwischen den zwei weltgrößten Volkswirtschaften keine anhaltende Erleichterung.

Die angedrohten Zölle von mehr als 100% im Handel zwischen den USA und China bleiben zunächst ausgesetzt. US-Präsident Donald Trump unterzeichnete ein Dekret, das eine weitere Verschiebung bis zum 10. November vorsieht. Damit gibt es zumindest geopolitisch gesehen wohl zunächst kein neues Störfeuer bis Freitag, wenn Trump und Kremlchef Wladimir Putin sich treffen, um über eine mögliche Friedenslösung im Ukraine-Krieg zu verhandeln. „Dass sich China und die USA nicht bis heute auf einen Deal verständigen würden, ist keine Überraschung“, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets. „Damit bleibt der Supergau aus“, sagte Thomas Altmann vom Broker QC Partners. Auch die Zoll-Unsicherheit bleibe nun aber für weitere 90 Tage erhalten.

Konjunkturbarometer schwächer

Der Fokus liegt daher am Dienstag auf den US-Verbraucherpreisen. „Beschäftigungswachstum und Verbraucherstimmung sprechen für eine niedrigere Inflation, Zölle für eine höhere“, konstatierte Chefvolkswirt David Kohl von der Schweizer Bank Julius Bär. Die Experten der Landesbank Helaba schließen zugleich auch eine Verunsicherung der Anleger über die Qualität der Daten nicht aus. Da Trump Anfang des Monats die Chefin der Statistikbehörde wegen schlechter Arbeitsmarktdaten entlassen habe, könnte dort nun Angst vor Jobverlust herrschen. Dennoch dürften die Daten ihnen zufolge die Hoffnungen auf eine mögliche Zinssenkung im September nicht weiter forcieren, da Spekulationen in diese Richtung bereits ausreichend weit gediehen sind. „Zwar hat sich die eingepreiste Wahrscheinlichkeit eines 25er-Schrittes im September zuletzt etwas zurückgebildet, sie liegt aber mit 88% weiterhin auf einem hohen Niveau.“

Unterdessen blicken Börsianer nach dem Zolldeal zwischen der EU und den USA skeptischer auf die deutsche Wirtschaft. Das Barometer für die Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten sank im August um 18 Punkte auf 34,7 Zähler, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur einen Rückgang auf 39,8 Punkte erwartet. „Nach dem Zolldiktat der USA ist Ernüchterung eingekehrt“, sagte Bastian Hepperle, Analyst bei der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank.

Hannover Rück geben nach

Bei den Einzelwerten ging es für die Aktie der Hannover Rück nach der Vorlage von Halbjahreszahlen um 2,5% abwärts. Der weltweit drittgrößte Rückversicherer bestätigte zwar seine Jahresziele, enttäuschte aber unter anderem mit dem operativen Ergebnis. Wie beim Weltmarktführer Münchener Rück bröckelten auch bei der Nummer drei auf dem Rückversicherungsmarkt die Preise.

Schlusslicht war unterdessen das SAP-Papier mit einem Minus von 3%, das wohl vor allem charttechnisch unter Druck geriet. Die 200-Tage-Linie, die den längerfristigen Trend signalisiert, wurde nach unten hin durchbrochen. Nun ist die Aktie des Software-Herstellers zurück auf dem Niveau von Ende April.

Empfehlung treibt Jefferies

Größter Dax-Gewinner war mit einem Plus von knapp 4% Sartorius. Für Rückenwind sorgte eine Hochstufung der Aktie durch die Analysten von Jefferies, die den Labor- und Pharmazulieferer auf „Buy“ von zuvor „Hold“ setzten und zudem das Kursziel anhoben. An der Börse werde gegenwärtig ein unterdurchschnittliches Wachstum für Sartorius und die Biotech-Tochter Sartorius Stedim eingepreist, hieß es.

Norma Group sprangen unterdessen im SDax um 10,1% hoch. Der Autozulieferer und Verbindungstechnikspezialist schnitt im zweiten Quartal besser als erwartet ab und bestätigte ebenfalls seine Jahresziele. Für Secunet ging es nach endgültigen Quartalszahlen des IT-Sicherheitsdienstleisters dagegen um 3,5% abwärts.

Maersk profitieren von Zoll-Pause

Daneben trieb die Verlängerung der Zollpause im Handelsstreit zwischen den USA und China die Aktie der dänischen Großreederei Maersk an. Das Papier verteuerte sich um rund 4% und gehörte damit zu den größten Gewinnern im europäischen Auswahlindex Stoxx 600.