Im DatenraumInsolvenzen

Alles noch im Rahmen

Der Insolvenzanstieg scheint erschreckend. Der historische und internationale Vergleich zeigen indes, dass die Entwicklung kein Grund für Panikattacken sein muss.

Alles noch im Rahmen

Insolvenzen

Alles noch im Rahmen

ba Frankfurt

Dass mit der Konjunkturschwäche auch immer mehr Firmen in die Pleite rutschen, gehört zum normalen Geschehen einer Marktwirtschaft. Mittlerweile sind die Insolvenzzahlen − je nach Zählweise − aber so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr und Experten erwarten weiter steigende Fallzahlen. Dies mag beunruhigen und ist im Einzelfall tragisch. Im langjährigen Vergleich sowie mit Blick auf das Insolvenzgeschehen in den westeuropäischen Nachbarländern sind die aktuellen Zahlen aber noch kein Grund zu überbordender Besorgnis.

Den 2024er Jahresdaten von Creditreform zufolge stehen dem Insolvenzanstieg von hierzulande 22,5% zum Vorjahr Wachstumsraten von 23,0% in Spanien, 17,4% in Frankreich und 21,9% in Österreich gegenüber. Italien sticht mit lediglich +8,9% etwas heraus. Außerdem ist es das einzige Euro-Schwergewicht, in dem die Fallzahlen das Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019 noch nicht übertreffen.

Frankreich hat den größten Einfluss

Auch das Gewicht Deutschlands im internationalen Vergleich fällt noch recht gering aus: mit 34,7% entfallen etwas mehr als ein Drittel aller Unternehmensinsolvenzen in Europa allein auf Frankreich, 2023 waren es noch 33,2%. Der Anteil deutscher Insolvenzen legte etwas schwächer auf 11,6% von 10,6% zu. Die Anteile von Spanien (2,9% im Jahr 2024) und Österreich (3,5%) stiegen dagegen leicht an, der Beitrag Italiens (4,8%) zum europäischen Insolvenzgeschehen ging hingegen etwas zurück.

Dass die Insolvenzen seit dem Tiefpunkt im Jahr 2021 wieder rasant steigen, liegt nicht am Nachholeffekt nach dem Auslaufen der pandemiebedingten Sonderregeln. Sondern auch an Standort- und Strukturproblemen, der schwachen Nachfrage, den hohen Energiekosten und der anhaltenden Unsicherheit.

Unter den Branchen sind es vor allem die Dienstleister, die stark betroffen sind. Ebenso wie beim Handel spielt hier die immer noch darniederliegende Unternehmens- und Verbraucherstimmung eine große Rolle. Im verarbeitenden Gewerbe zeigt sich indes vor allem die hohe Unsicherheit. Die Bauunternehmen leiden unter der anhaltend hohen Inflation und gestiegenen Kosten. Entspannung zeichnet sich aber durch das geplante Infrastrukturpaket der frisch gestarteten Bundesregierung ab.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.