Bank of Japan beharrt auf Negativzins
mf Tokio
Die Bank of Japan (BoJ) widersetzt sich weiter dem weltweiten Trend, die geldpolitischen ZĂŒgel anzuziehen. Sie sieht sich aber dem fortgesetzten Druck von Investoren ausgesetzt, die von einer kĂŒnftigen Kurskorrektur ausgehen. Denn das Festhalten am Negativzins zementiert den hohen Renditeabstand zwischen US-amerikanischen und japanischen Staatsanleihen. Als Reaktion wertete der Yen nach dem BoJ-Entscheid um bis zu 1,7% zum Dollar ab. âMittelfristig kann sich schon Handlungsbedarf ergebenâ, sagte Nord/LB-Analyst Tobias Basse. Ăber kurz oder lang werde die Notenbank ihr Toleranzband fĂŒr die 10-jĂ€hrige Anleiherendite auf 0,5% verdoppeln, erwartet Tom Learmouth von Capital Economics.
Bei ihrer Juni-Tagung beschloss die BoJ, den kurzfristigen Zinssatz bei â0,1% zu belassen und die Rendite von 10-jĂ€hrigen Staatsanleihen um 0,0% zu fixieren. Man halte die Kreditkosten auf dem âaktuellen oder niedrigerenâ Niveau, hieĂ es. DafĂŒr setze man die notwendigen KĂ€ufe am Anleihemarkt fort. Eine Erhöhung der Zinsen oder eine VerschĂ€rfung der Geldpolitik wĂŒrden die Wirtschaft abkĂŒhlen und seien daher unpassend, erlĂ€uterte Gouverneur Haruhiko Kuroda den Beschluss der Notenbanker vom Freitag.
Der 77-jĂ€hrige BoJ-Chef widersprach sich zugleich selbst, da er seine Warnung wiederholte, die jĂŒngste Abwertung des Yen sei ânegativâ fĂŒr die Wirtschaft. âDie entstehende Unsicherheit könnte Unternehmen davon abhalten, GeschĂ€ftsplĂ€ne aufzustellenâ, rĂ€umte Kuroda ein. Abweichend von ihrer Gepflogenheit unterstrich die Zentralbank zudem, die Entwicklungen am Finanz- und Devisenmarkt âgebĂŒhrendâ im Auge zu behalten. Denn Japans Wirtschaft importiert viele Brennstoffe und Nahrungsmittel. Deren Preise werden durch den schwachen Yen zusĂ€tzlich erhöht, was die BoJ laut Analysten letztlich doch zu einem Zinsschritt zwingen könnte.