Gebremste Zinssenkungshoffnungen

Britische Inflation wieder über 3%

Schlechte Nachrichten für die britische Regierung: Die unerwartet hartnäckige Inflation macht es weniger wahrscheinlich, dass die Zinsen schnell sinken.

Britische Inflation wieder über 3%

Britische Inflation steigt erneut auf mehr als drei Prozent

Höhere Energierechnungen schlagen sich nieder

hip London

Die britische Teuerungsrate ist dem Statistikamt ONS zufolge im April von 2,6% auf 3,5% gestiegen. Damit überwand die Inflation nicht nur die Schwelle von 3%. Sie erreichte auch den höchsten Wert seit Januar vergangenen Jahres. Volkswirte hatten im Schnitt 0,2 Prozentpunkte weniger auf der Rechnung.

Die Bank of England hatte 0,1 Prozentpunkte weniger angesetzt. Der Preisauftrieb im April übertrifft damit das vierte Jahr in Folge die Erwartungen. Steuerliche Veränderungen, Einmaleffekte und die Preise für Flugtickets für Osterurlaube trugen sämtlich ihren Teil dazu bei.

Hohe Dienstleistungsinflation

Der Hauptgrund für den Anstieg um fast einen Prozentpunkt war jedoch die Erhöhung der vom Regulierer Ofgem festgelegten Obergrenze für die Energierechnungen privater Haushalte. Was die im Monetary Policy Committee (MPC) der Bank of England versammelten Geldpolitiker beunruhigen dürfte, ist der Anstieg der Kerninflation von 3,4% auf 3,8%. Zudem schoss die Dienstleistungsinflation von 4,7% auf 5,4% nach oben.

Man habe einen Sprung erwartet, doch die Inflation habe einen Satz gemacht, sagte Peter Stimson, der bei Mpowered für das Hypothekengeschäft verantwortlich zeichnet. Aus Sicht vieler Volkswirte schwinden damit die Chancen, dass auf der MPC-Sitzung am 19. Juni ein weiterer Zinsschritt von 25 Basispunkten nach unten beschlossen werden könnte.

Nächste Zinssenkung könnte sich verzögern

Kallum Pickering, der Chefvolkswirt von Peel Hunt, rechnet mit Blick auf die jüngsten positiven Überraschungen bei der wirtschaftlichen Aktivität in Großbritannien mit einem langsameren Rückgang der Inflation. „Die stärkere Nachfrage verstärkt selbst kleine Zweitrundeneffekte“, schrieb er in einer ersten Einschätzung der Daten.

Am Swapmarkt, an dem sich die Hypothekenzinsen orientieren, wurde bereits eine Verzögerung der nächsten Zinssenkung eingepreist. Der Chefvolkswirt der Notenbank, Huw Pill, hatte sich diese Woche entsprechend geäußert. Volkswirte erwarten mehrheitlich, dass die Bank of England den Leitzins im August weiter senken wird.

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