Geldpolitik

Chinas Notenbank setzt monetären Impuls

Die Zentralbank in China setzt den ersten geldpolitischen Lockerungsakzent in diesem Jahr. Mit einer Mindestreservesenkung für Banken soll die Liquidität der Institute steigen und mittelbar damit die Konjunktur weiter angekurbelt werden..

Chinas Notenbank setzt monetären Impuls

nh Schanghai

Nur wenige Tage nach Abschluss des chinesischen Volkskongresses setzt Chinas Notenbank mit einer leichten Rücknahme der Mindestreservesätze für Geschäftsbanken den ersten geldpolitischen Lockerungsakzent in diesem Jahr. Wie am Freitag nach Börsenschluss in China bekannt gegeben wurde, wird die Mindestreservequote über die verschiedenen Kreditinstitutsgruppen um jeweils 25 Basispunkte gesenkt. Ausgenommen sind hiervon lediglich Banken, deren Mindestreservequote nach früheren Schritten bereits auf 5% gesunken war. Im gewichteten Durchschnitt des chinesischen Bankensystem beläuft sich die Mindestreservequote als Anteil der Einlagenbestände von Banken, die bei der Zentralbank hinterlegt werden müssen und damit dem Kreditschöpfungskreislauf entzogen bleiben, nach Wirksamwerden des neuen Senkungsschrittes dann auf 7,6 %.

Mit der Mindestreservesatzsenkung verbindet sich nach einer Überschlagsrechnung von Analysten eine Mittelfreisetzung von etwa 500 Mrd. Yuan (rd. 70 Mr. Euro), die sich als ein Liquiditätsimpuls für das Bankensystem darstellt und die zu einer Erhöhung der Kreditvergabespielräume beiträgt. Der Lockerungsschritt tritt in zehn Tagen am Montag, dem 27. März, in Kraft.

In einer Mitteilung vom Freitag begründet die People’s Bank of China (PBOC) die Maßnahme mit der Wahrung einer ausreichenden Liquidität im Finanzsystem, um einen makroökonomischen Beitrag zur Festigung der Realwirtschaft zu leisten. Gleichzeitig hieß es, die PBOC werde in diesem Jahr mit genau gezielten, aber kraftvollen geldpolitischen Maßnahmen agieren. China-Ökonomen hatten erwartet, dass die Zentralbank in absehbarer Zeit die Mindestreserve zurücknehmen würde, hatten allerdings nicht mit einer so raschen Ankündigung gerechnet. Zuletzt allerdings konnte man eine etwas angespannte Liquiditätssituation im Bankensystem mit anziehenden Geldmarktsätzen feststellen.

Die PBOC hatte letztmalig Anfang Dezember nach einer entsprechenden Aufforderung des Staatsrates die Mindestreservesätze um ebenfalls 25 Basispunkte gesenkt. Damals erfolgte die Maßnahme vor allem mit Zusammenhang mit einem scharfen Rückgang der Kreditvergabeaktivität in Zeiten einer von harten Corona-Restriktionen schwer abgebremsten Konjunkturdynamik. Kurz danach allerdings wurde Chinas sogenannte Null-Covid-Politik schlagartig aufgegeben.

Nach dem Wegfall der Corona-Restriktionen und dem Überwinden einer massiven Corona-Ansteckungswelle hat die chinesische Konjunktur im Februar wieder an Fahrt aufgenommen und zeigt vor allem konsumseitig eine Belebungstendenz. Allerdings sind die Belastungen aus der Pandemiezeit noch nicht völlig überwunden. Zu den Sorgenpunkten gehören neben einer flaueren globalen Nachfrage nach chinesischen Exportgütern eine noch sehr schwache Dynamik bei privaten Investitionen sowie anziehende Arbeitslosenraten. Die jüngst am Mittwoch veröffentlichten Wirtschaftsleistungsdaten für die ersten beiden Monate des Jahres weisen ein noch relativ verhaltenes Wachstum der Industrieproduktion (+2,4%) gegenüber der Vorjahresperiode aus. Auch die Einzelhandelsumsätze als Kerngröße für die Konsumentwicklung haben mit einem Wachstum von zuletzt 3,5% noch nicht wieder an die vor der Pandemie gewohnten Steigerungsraten angeknüpft.

Auf dem Volkskongress hatte die chinesische Regierung ein verhältnismäßig niedriges offizielles Jahreswachstumsziel mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts um 5% festgelegt. China-Ökonomen rechnen gegenwärtig mit einem BIP-Wachstum von 5,3%.

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