Commerzbank-Studie

Containerschiffsbewegungen bereits von US-Zöllen beeinflusst

Die globalen Schiffsbewegungen zeigen bereits erste Spuren der US-Zölle: So lassen sich die Vorzieheffekte ebenso ablesen wie die Umorientierung chinesischer Exporteure, etwa nach Europa hin.

Containerschiffsbewegungen bereits von US-Zöllen beeinflusst

Containerschiffsbewegungen bereits von US-Zöllen beeinflusst

Commerzbank: Importe in USA gesunken

ba Frankfurt

Die von US-Präsident Donald Trump angekündigten und verhängten Zölle zeigen sich bereits in den globalen Containerschiffsbewegungen. So sind die Importe der USA in den letzten Wochen um etwa 10% gesunken. „Allerdings liegen sie noch immer auf hohem Niveau, sodass Lieferkettenprobleme unwahrscheinlich sind“, erklärt Vincent Stamer, der vor seinem Wechsel zur Commerzbank beim IfW Kiel für den Kiel Trade Indicator zuständig war, der Handelsströme auf Basis von Schiffsbewegungen misst. Die US-Importeure dürften Stamer zufolge „vielmehr unter einem Kostenschock leiden“. Viele dürften gezwungen sein, die neuen US-Zölle zu bezahlen. Das erhöhe in den kommenden Monaten entweder die Konsumentenpreise in den USA oder schmälere die Unternehmensprofite. Stamers Untersuchung zeigt auch die massiven Vorzieheffekte in den vergangenen Monaten: Die US-Häfen hätten 10% mehr Umschlag verzeichnet, als ohne die Zollankündigung zu erwarten gewesen sei.

Chinas Exporte steigen

Mit Blick auf Chinas Häfen macht Stamer bereits die erwarteten Umlenkungseffekte aus, etwa nach Europa hin. Dafür spreche eine besonders hohe Aktivität am Hafen von Singapur. Teils könnte chinesische Ware auch in Staaten Ostasiens zwischengelagert oder umdeklariert worden sein, um die US-Zölle auszusitzen oder zu umgehen. Die Containerausfuhren von den acht größten Häfen stiegen seit Jahresanfang und 2025 blieb sogar der typische Einbruch infolge des chinesischen Neujahrsfestes aus. „Offenbar haben chinesische Exporteure in Erwartung von steigenden Zöllen die Produktion und den Export von Waren vorgezogen.“

Einbruch in Kanada und Mexiko

Die überraschend eingebrochenen Importe von kanadischen und mexikanischen Häfen wiederum sind Folgen der 25%-Zölle im Zusammenhang mit den behaupteten illegalen Importen der Droge Fentanyl. Stamer zufolge liegen die tatsächlichen Importe in den großen Pazifikhäfen Vancouver und Manzanillo im Mai etwa 15% unterhalb des erwartbaren Verlaufs. „Höchstwahrscheinlich importieren Firmen in diesen Ländern derzeit weniger Zwischenprodukte aus Asien“, erklärt Stamer. Könnten nicht alle Zwischenprodukte durch eine lokale Produktion ersetzt werden, dürften in der Konsequenz auch weniger Exporte von Kanada und Mexiko in die USA folgen. Das gelte vor allem für das verarbeitende Gewerbe. „Auch in diesem Fall aber dürften die Folgen weniger gravierend sein als während der Lieferkettenkrise infolge der Pandemie.“

Gutes Indiz

Importe und Exporte großer Länder können gut mithilfe der Containerschiffbewegungen abgeschätzt werden. Denn über das Containerschiffnetzwerk wird in etwa die Hälfte des internationalen Warenflusses gemessen am Warenwert abgewickelt. Dabei gibt es aber Unterschiede zwischen einzelnen Ländern: So machen in Container transportierte Waren mehr als die Hälfte der chinesischen Exporte aus.

Die USA importieren wohl nur etwa ein Drittel ihrer Einfuhren über Containerschiffe. Die anderen zwei Drittel entfallen auf den Flug-, Eisenbahn- und Straßenverkehr, sowie auf Schiffsverkehr anderer Schiffstypen wie Tanker und Bulker (Frachtschiffe für den Transport von Massengut). Die Commerzbank wertet aber nur Containerschiffe aus, da die Ladung von Massengut mit ihrer hohen Masse, aber geringem Wert pro Kilogramm, die Daten verzerrt. Betrachtet werden große Seehäfen in China, Südkorea, Japan sowie in den USA und im Euroraum.