GfK Konsumklima

Der Sparfuchs geht wieder um

Die deutschen Verbraucher erwarten zwar höhere Einkommen und blicken zuversichtlicher auf die Konjunktur. Da sie aber mehr sparen sinkt das GfK-Konsumklima. Auf Rückenwind vom Arbeitsmarkt sollte vorerst nicht gesetzt werden.

Der Sparfuchs geht wieder um

Der Sparfuchs geht wieder um

GfK-Konsumklima sinkt – Verbraucher sind verunsichert – Frühbarometer signalisiert Festigung des Jobmarktes

Die deutschen Verbraucher erwarten zwar höhere Einkommen und blicken ebenso wie Experten etwas zuversichtlicher auf die Konjunktur. Da sie aber mehr sparen und größere Anschaffungen hintanstellen, sinkt das GfK-Konsumklima. Auf Rückenwind vom Arbeitsmarkt sollte vorerst nicht gesetzt werden.

ba Frankfurt

Zur Jahresmitte treten die Verbraucher auf die Bremse: Sie sparen wieder mehr, statt zu konsumieren. Die Erwartungen an das eigene Einkommen und die Konjunktur hingegen legen zu, wie die Juni-Umfrage von NIM und GfK zeigt. Das Konsumklima für Juli prognostizieren die Nürnberger Marktforscher mit Minus 20,3 Zähler. Das sind 0,3 weniger als im Vormonat. Zuvor hatte der Indikator dreimal in Folge zugelegt.

Sparneigung auf Jahreshoch

„Die Verbraucherstimmung in Deutschland präsentiert sich im Juni ohne klaren Trend“, heißt es bei der GfK. Vor allem der Anstieg der Sparneigung auf 13,9 Punkte – und damit den höchsten Stand seit einem Jahr – „verhindert, dass das Konsumklima seine Erholung fortsetzen kann“. Die hohe Sparneigung konterkariere derzeit die positiven Impulse durch verbesserte Einkommensaussichten. Sie sei auch Ausdruck der anhaltenden Verunsicherung der Konsumenten und damit fehlender Planungssicherheit, erklärt Rolf Bürkl, Konsumexperte beim NIM. Letztere sei vor allem für größere Anschaffungen bzw. Ausgaben entscheidend.

Anschaffungsneigung nahezu unverändert

Die Anschaffungsneigung zeigte sich im Juni denn auch im Gegensatz zu den verbesserten Einkommensaussichten eher verhalten. Der Indikator legte um 0,2 auf –6,2 Punkte zu. Die Verbraucher blieben zurückhaltend wegen der Verunsicherung durch die weiter unberechenbare Politik der USA, besonders zu Fragen der Zoll- und Handelspolitik. Die Einkommensaussichten blieben „klar auf Erholungskurs“. Der Einkommensindikator stieg um 2,4 auf 12,8 Zähler. Der Optimismus stützt sich der GfK zufolge in erster Linie auf die zuletzt guten Tarifabschlüsse, wie z.B. im öffentlichen Dienst, in Verbindung mit einer moderaten Inflationsrate. Rentner profitieren vom Anstieg ihrer gesetzlichen Altersbezüge zum 1. Juli 2025 um 3,74%.

Konjunkturhoffnungen steigen

Mit Blick auf die weitere konjunkturelle Entwicklung zeigten sich die Verbraucher so optimistisch wie zuletzt im Februar 2022, als Russland den Angriffskrieg auf die Ukraine startete. Das Teilbarometer kletterte um 7 auf 20,1 Punkte. „Aus Sicht der Verbraucher verstärken sich die Signale für eine Erholung der deutschen Wirtschaft in den kommenden Monaten“, hieß es dazu. Ebenso wie die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute gehen die Konsumenten von einer Konjunkturerholung im weiteren Jahresverlauf aus, vor allem aber für 2026. Im Durchschnitt wird für dieses Jahr ein Wachstum von 0,3% erwartet. Im kommenden Jahr dürfte der „Investitionsbooster“ der Bundesregierung für mehr Schwung sorgen und ein Plus von 1,1% bis 1,6% bringen.

„Merz-Magie“ noch wirkungslos

Die Verbraucher hingegen ließen sich noch nicht von der „Merz-Magie“ anstecken, resümiert ING-Chefökonom Carsten Brzeski. „Während das Vertrauen der deutschen Unternehmen seit Jahresbeginn jeden Monat gestiegen ist, weil der Optimismus wächst, dass die neue Regierung das Wachstum wieder ankurbeln wird, bleiben die Verbraucher skeptisch.“ Das Konsumklima hat sich in diesem Zeitraum nur minimal verbessert. Nachdem die Konjunkturprogramme der Regierung bislang fast ausschließlich auf die Unternehmen und nicht auf die Haushalte abzielten, sei das Verhalten der Verbraucher sehr rational und nicht das Ergebnis übertriebener Vorsicht oder Angstmacherei. „Es bedarf einer weiteren Wende auf dem Arbeitsmarkt (zum Positiven) und einer deutlichen Verbesserung der Kaufkraft, bevor der private Verbrauch wieder deutlich anziehen kann“, betont Brzeski.

Im Sommer wird die Arbeitslosigkeit aber wohl vorübergehend die 3-Millionen-Marke überschreiten, wie das IAB-Arbeitsmarktbarometer andeutet. Der Frühindikator des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) kletterte im Juni um 0,2 auf 99,1 Punkte. Die Skala reicht von 90 (sehr schlechte Entwicklung) bis 110 (sehr gute Entwicklung). „Das Arbeitsmarktbarometer kämpft sich mühsam aus dem Tal, in das es bis März gerutscht war“, resümiert IAB-Experte Enzo Weber. Sowohl die Komponente zur Vorhersage der Arbeitslosigkeit als auch die Beschäftigungskomponente legten leicht zu, wobei letztere die neutrale 100 Punkte-Schwelle überwunden hat. „Der Arbeitsmarkt festigt sich etwas“, sagt Weber.

In Europa wiederum setzt sich die Stagnationsphase der vergangenen drei Jahre fort. Das European Labour Market Barometer fiel um 0,1 auf 99,6 Punkte. „Die Erwartungen der Europäischen Arbeitsmarktservices bleiben stabil, aber es überwiegt ein flaues Gefühl“, erklärt Weber. Bliebe Lettland, das im Juni erstmals an der Umfrage teilnahm, außen vor, wäre das Barometer um weitere 0,1 Punkte gefallen.