Deutschland holt im internationalen Standortvergleich auf
Standort Deutschland macht Plätze gut
Internationales Wettbewerbsranking des IMD kritisiert aber hohe Steuerbelastung – Asien und Afrika rücken nach vorne
Die Schwächung der internationalen Ordnung durch US-Präsident Donald Trump schadet der Wettbewerbsfähigkeit der Industriestaaten insgesamt. Das hinterlässt erste Spuren in der neuen Standort-Rangliste des Lausanner IMD. Deutschland muss bei Digitalisierung und bei der Steuerpolitik nacharbeiten.
lz Frankfurt
Der Standort Deutschland hat wieder an Attraktivität für Investoren gewonnen. Im Ranking der wettbewerbsfähigsten Volkswirtschaften, das die Schweizer Business School IMD jährlich veröffentlicht, hat die Bundesrepublik einige Plätze gutgemacht und belegt nun den 19. Rang. 2024 hatte es lediglich zu Rang 24 gereicht, 2023 zu Platz 22. Innerhalb der Top 20 habe die Bundesrepublik neben Kanada und Luxemburg die größten Fortschritte bei der Wettbewerbsfähigkeit gemacht.
Platz eins der 69 untersuchten Länder belegt die Schweiz, die Singapur auf den zweiten Rang verwies. Die USA finden sich auf dem 13. Platz wieder (– 1), China auf Rang 16 (– 2). Die Studie basiert auf mehr als 260 verschiedenen Daten - etwa zu Beschäftigung, Handel und Staatsverschuldung - sowie auf einer weltweiten Befragung von Tausenden Managern.

Geopolitische Landschaft wandelt sich
Die Ergebnisse zeichnen ein Bild einer sich wandelnden globalen Landschaft, schreibt das IMD. Regionale Ungleichheiten bestünden weiterhin, in Ostasien, Westeuropa, Westasien, Afrika und Südamerika entstünde neue Dynamik, und die Effizienz der Regierungen werde zu einem Eckpfeiler für die langfristige Widerstandsfähigkeit.
Deutsche Steuerpolitik im Fokus
Besonders gut steht Deutschland den Angaben nach in den Bereichen wissenschaftliche Infrastruktur sowie Gesundheit & Umwelt da: Hier reicht es jeweils zu einem Platz unter den Top 10. Besonders schlecht schneidet indes die Steuerpolitik ab: Platz 61. Deutschland stehe vor einigen Herausforderungen, erklärten die Studienautoren wie die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung, bessere Anreize für ausländische Direktinvestitionen sowie eine verbesserte Schulbildung.
Belastung durch Handelspolitik
„Starke Währungen entwickeln sich zu einem Indikator für langfristigen Erfolg“, betont Arturo Bris, Direktor des World Competitiveness Center (WCC) im IMD. Die Bemerkung scheint auf den Dollar gemünzt zu sein, der momentan in seiner Funktion als globale Leitwährung geschwächt ist. Zugleich warnt er vor einer Fortsetzung der US-Politik, die zu einer Erschütterung internationaler Ordnungsstrukturen führt: „Gleichzeitig zeigt die Neuordnung der globalen Handelsnetzwerke, wie sehr Länder in ihrem eigenen Interesse gehandelt haben, und es zeichnet sich ab, dass Konsens sich als positiv für die Wirtschaft erweist – im krassen Gegensatz zu den Auswirkungen der Polarisierung.“
„Die zehn führenden Volkswirtschaften verfügen alle über einen starken institutionellen Rahmen, eine robuste Infrastruktur und anpassungsfähige Governance-Modelle“, sagt Bris. Dies sei erforderlich, um in der heutigen fragmentierten Welt, in der das Währungsrisiko zu einer strategischen Priorität geworden sei, wettbewerbsfähig zu bleiben.
Afrika holt auf
Alle sechs afrikanischen Länder im Ranking liegen bei den „wirtschaftlichen Chancen“ über dem globalen Durchschnitt. Probleme hat der Kontinent hingegen mit Blick auf seine Bildungs- und Gesundheitssituation, was die strukturellen Entwicklungsherausforderungen Afrikas unterstreicht.
Asien schneidet ebenfalls stark ab: Vier seiner Volkswirtschaften rangieren hinsichtlich der wirtschaftlichen Chancen unter den Top 10. Die Region weist allerdings auch überdurchschnittlich viele politische Unterschiede und soziale Ungleichheiten auf, was wiederum negativ wirkt. Letztere stehen nach Einschätzung des IMD im Zusammenhang mit der schnellen Entwicklung und den strukturellen Herausforderungen. Zudem benachteilige „das externe Umfeld einige asiatische Volkswirtschaften. Die Zölle, die den südostasiatischen Volkswirtschaften auferlegt wurden, machen die Vorteile ihrer guten Politik zunichte“, so Bris.
Kommentar zum IMD-Wettbewerbsranking in Zeiten des globalen Chaos