Geldpolitik

Druck auf Bank of Japan steigt

Angesichts der auf 3,0 % gestiegenen Inflation wachsen die Zweifel, ob die Bank of Japan ihren Kurs halten kann. Verstärkt wird der Handlungsdruck durch den schwachen Yen. Die Regierung immerhin unterstützt Notenbankchef Haruhiko Kuroda in seinem Sonderweg – geplant sind Extraausgaben.

Druck auf Bank of Japan steigt

mf Tokio

Japans Inflation hat im September erstmals seit drei Jahrzehnten die Rate von 3,0% (ohne frische Lebensmittel) erreicht, wenn man die Anhebung der Verbrauchsteuer im Jahr 2014 nicht berücksichtigt. Das waren 0,2 Punkte mehr als im August. Damit wachsen die Zweifel, ob die Bank of Japan (BoJ) an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten kann, während die Notenbanken in den USA und Europa die Zinsschraube nach oben drehen. Dadurch ist der Renditeabstand zwischen Staatsanleihen in diesen Regionen stark gestiegen. Die nächste Entscheidung steht am 29. Oktober an.

Dennoch geht die große Mehrheit der Analysten davon aus, dass die BoJ an ihrer Kontrolle der Renditekurve festhalten wird. Dafür spricht ihr Kampf gegen einen Ausverkauf am Anleihemarkt. Dort wetten Auslandsinvestoren seit Monaten auf höhere Renditen. Zunächst konnten Kaufgebote der Zentralbank den Aufwärtsdruck lindern. Aber der schwache Yen trieb die Renditen zuletzt wieder über die Korridorgrenze der BoJ hinaus. Darauf reagierte die Notenbank mit der Offerte, 5- bis 25-jährige Staatsanleihen für 1,7 Mrd. Euro zu erwerben.

Notenbankchef Haruhiko Kuroda bekräftigte vor einem Ausschuss des Parlaments, dass er seinen Kurs in nächster Zeit nicht ändern werde. Die gesamte Leitung der Bank, so Kuroda, sei sich einig, dass es „unter den derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen angemessen ist, die geldpolitische Lockerung fortzusetzen“. Er argumentierte damit, dass die Löhne für eine nachhaltige Inflation nicht genügend stiegen. Die derzeitige Preisentwicklung beruhe vor allem auf der Verteuerung von Energie. Im nächsten Jahr werde die Inflation wieder unter das Ziel der BoJ von 2% sinken.

Preistreiber Nahrungsmittel

Jedoch basierte die beschleunigte Inflation im September auf höheren Preisen von verarbeiteten Nahrungsmitteln und langlebigen Haushaltsgütern. Daher könnte die Inflationsrate im Oktober weiter zunehmen. Laut einer Erhebung der Datenbank Teikoku wurden im Oktober die Preise für 6700 Lebensmittel erhöht. In diesem Jahr wurden bereits die Preise für mehr als 20000 Lebensmittel angehoben, wodurch sich die Kosten für die Haushalte um mindestens 70000 Yen (480 Euro) pro Jahr erhöhten.

Zugleich verstärkt der schwache Yen den Handlungsdruck auf Kuroda. Erstmals seit 1990 ist die japanische Währung weniger als 150 Yen je Dollar wert. Die Abwertung um ein Viertel in diesem Jahr treibt die japanische Inflation über die Importe an. Insbesondere die Preise von Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie steigen dadurch zusätzlich. Im September verzeichnete Japan ein Handelsbilanzdefizit von 2,1 Bill. Yen (14,3 Mrd. Euro), knapp unter dem Minusrekord vom August. In der Folge fiel die Leistungsbilanz im August um 96% zum Vorjahr auf den Negativ­rekord von 59 Mrd. Yen (404 Mill. Euro). In der Folge schrumpft die Fähigkeit von Japan, die Staatsschulden aus eigener Kraft zu finanzieren.

Nur kurzfristiger Erfolg

Vor diesem Hintergrund versucht das Finanzministerium seit Wochen, gegen unerwünschte „Fluktuationen“ der Währung vorzugehen. Am 22. September verkaufte die Regierung in Tokio bei einem Kursanstieg über 145 Yen je Dollar bei ihrer ersten Intervention seit einem Vierteljahrhundert 54 Mrd. Dollar, um die eigene Währung zu stabilisieren. Diese Menge entsprach mehr als 4% ihrer Devisenreserven. Doch die Intervention wirkte nur kurzfristig. Danach gab es Gerüchte über heimliche Eingriffe am Devisenmarkt.

Die Regierung unterstützt Kuroda in seinem Sonderweg. Premier Fumio Kishida plant Sonderausgaben von bis zu 30 Bill. Yen (206 Mrd. Euro) gegen die Teuerung. Dazu gehören direkte Subventionen für die Stromrechnungen sowie für Lohnanhebungen und den Ankauf von Erdgas. Der anhaltende Preisanstieg schwächt nämlich die Kaufkraft der Haushalte und vermindert dabei die ohnehin sinkende Popularität von Regierungschef Kishida.

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