ExklusivKonjunkturtableau Deutschland

Experten wagen positiveren Ausblick für die Wirtschaft

Die US-Zollpolitik sorgt zwar für anhaltende Unsicherheit, Prognostiker nehmen aber zu Beginn des dritten Quartals zaghafte Aufwärtskorrekturen vor. Dem Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung zufolge werden vor allem dem Privatkonsum und den Anlageinvestitionen wieder etwas mehr zugetraut.

Experten wagen positiveren Ausblick für die Wirtschaft

Experten wagen positiveren Ausblick für die Wirtschaft

Prognosen im Konjunkturtableau für Deutschland leicht nach oben revidiert – Erholung breit basiert – Inflation stabilisiert sich

Die US-Zollpolitik sorgt zwar für anhaltende Unsicherheit, Prognostiker wagen aber zu Beginn des dritten Quartals zaghafte Aufwärtskorrekturen. Das Konjunkturtableau von ZEW und Börsen-Zeitung zeigt, dass vor allem dem Privatkonsum und den Anlageinvestitionen wieder etwas mehr zugetraut wird.

ba Frankfurt

Die ersten Anzeichen, dass der Zollkonflikt der EU mit den USA doch gütlicher als zunächst befürchtet ausfallen könnte, hat die Konjunkturhoffnungen wieder aufleben lassen. Dies zeigt sich in den Details des Konjunkturtableaus der Börsen-Zeitung und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), in dem die Prognosen von Instituten und Banken zusammengefasst werden und jeweils ein Medianwert errechnet wird. Auch wenn der eben erst vollendete Datenkranz für die deutsche Konjunktur im Mai durchaus gemischt ausgefallen ist.

Große Unsicherheit

In den ersten beiden Quartalen hatten sich die Erwartungen der Experten noch kontinuierlich verschlechtert, doch nun erholen sich die Aussichten für das Konjunkturwachstum allmählich, erklärt ZEW-Expertin Lora Pavlova. „Auch wenn sie nach wie vor verhalten sind, haben sich die Erwartungen an das deutsche BIP-Wachstum für das Jahr 2025 verbessert.“ Die Medianprognose verdoppelte sich von 0,1% im Juni auf 0,2% im Juli. Auch für das kommende Jahr stieg die Zuversicht: Hier ging es von 1,3% auf 1,4% nach oben. Allerdings bleiben die Bandbreiten der Prognosen nahezu unverändert und nach wie vor beträchtlich. Dies deutet auf weiter bestehende Risiken und ein hohes Maß an globaler Unsicherheit hin. Dennoch, so Pavlova, erholen sich fast alle Prognosen für die einzelnen BIP-Komponenten für das Jahr 2025.

Zollkonflikt verliert Schrecken

Insbesondere hätten sich die Erwartungen an den Privatkonsum und die Anlageinvestitionen merklich verbessert. Die private Nachfrage sollte um 0,8 (zuvor: 0,5)% steigen, bei den Investitionen wird ein Wachstum von 0,4 (0,0)% erwartet. Auch bei den Exporten hat sich die Medianprognose deutlich nach oben verlagert, wobei die Bandbreite unverändert von –3,3% schlimmstenfalls bis zu einem leichten Wachstum von 0,3% als Optimum reicht. Der Median wurde um 0,7 Prozentpunkte auf –1,3% gesetzt. „Dies könnte die Hoffnung auf eine potenzielle Lösung von Handelskonflikten und Zollstreitigkeiten widerspiegeln“, sagt Pavlova. Dennoch verbleiben die Exporterwartungen deutlich im negativen Bereich und sind weiterhin von hoher Unsicherheit gekennzeichnet. Anders sieht es beim Staatskonsum aus: Hier wurden die Erwartungen von 1,8% auf 1,5% nach unten revidiert. Die für 2026 angedeutete moderate wirtschaftliche Erholung wird den Prognosen zufolge vor allem von einer Belebung des Außenhandels, steigenden Investitionen und einem erhöhten Staatskonsum getragen werden.

Prognosen für Euroraum stabil

Kaum verändert zeigen sich die Erwartungen an die konjunkturelle Entwicklung in der Eurozone. Die BIP-Prognose 2025 blieb mit 1,0% unverändert, diejenige für 2026 wurde von 1,3% auf 1,2% gesenkt. Pavlova zufolge wurden die Prognosen für einzelne Komponenten wie Außenhandel, Investitionen und Staatskonsum für 2026 leicht nach unten korrigiert, verbleiben aber deutlich im positiven Bereich.

Inflation im Zieleinlauf

Geringe Anpassungen gab es bei den Inflationserwartungen: Die Jahresraten werden für Deutschland und den Euroraum mit je 2,1% angegeben, das sind je 0,1 Prozentpunkte weniger als im Vormonat. „Die insgesamt geringen Anpassungen nach unten sprechen für eine zunehmende Stabilisierung der Inflationsentwicklung“, urteilt die Pavlova. Ausgehend von den Zinserwartungen würden weitere Zinsschritte in diesem Jahr erwartet, der Zinssenkungspfad dürfte aber langsamer laufen. In der jüngsten Strategieüberprüfung hatte die EZB ihr symmetrisches Preisziel von 2,0% bestätigt, die erhöhte Sensitivität und eine stärkere Berücksichtigung von Risiken bei der geldpolitischen Entscheidungsfindung betont.