Finanzierungssituation für Verteilnetze ist kritisch
Finanzierung für Verteilnetze kritisch
Dena: Investitionsbedarf verdoppelt sich – Höhere Kapitalverzinsung gefordert
ahe Berlin
Die Energiewende erfordert nach Einschätzung der Deutschen Energie-Agentur (Dena) in den kommenden Jahren Investitionen in die Verteilnetze in bislang nie dagewesener Größenordnung. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei „eine Finanzierung der Transformation nicht sichergestellt“, warnt die Beratungsagentur in einer breit angelegten Studie, die den Bedarf in den deutschen Strom-, Gas- und Wärmenetzen analysiert.
Regulierter Eigenkapitalzins sollte angehoben werden
Den Berechnungen zufolge steigen die durchschnittlichen jährlichen Investitionen der Stadtwerke und anderer Verteilnetzbetreiber bis 2045 um 85 bis 123%. Im Vergleich zu 2024 entspricht dies rund einer Verdoppelung des Finanzierungsbedarfs, der sich insbesondere in den nächsten zehn bis 15 Jahren zeigt. Die klassische Innenfinanzierungskraft der Unternehmen reicht dabei zur Bewältigung dieses Investitionsbedarfs nicht aus, wie die Dena in ihrer Studie erläutert.
Als Lösungsansatz bringt die Agentur insbesondere eine Erhöhung des regulierten Eigenkapitalzinssatzes durch die Bundesnetzagentur ins Spiel. Der Eigenkapitalzins müsse auf ein internationales, zumindest zunächst europäisches Niveau angehoben werden, hieß es. Die Bonner Netzagentur hatte bereits im Februar 2024 einen Prozess zur Neugestaltung des Regulierungsrahmens für Strom- und Gasnetzbetreiber gestartet. Mit Ergebnissen ist noch in diesem Sommer zu rechnen.
Staatliche Beteiligungen im Blick
Auch wenn eine Erhöhung der im Zuge der Anreizregulierung festgelegten Eigen- und Fremdkapitalzinssätze als „präferierte Option“ in der Studie dargestellt wird, so werden auch noch andere Möglichkeiten genannt: die Aufnahme von Mezzanine Kapital der Unternehmen, die Ausgliederung von Unternehmensbereichen, an der sich Kapitalgeber dann gezielt beteiligen können, oder auch optionale Beteiligungsmodelle, die auch mit einer staatlichen Beteiligung versehen werden könnten.
Konsolidierung nicht der Kern der Lösung
Die Dena verweist in ihrer Studie unter anderem auf eine mögliche Eigenkapitalausstattung der Netzbetreiber über einen Energiewendefonds. Maßnahmen, bei denen der Staat beteiligt sei, könnten von niedrigen Finanzierungskosten profitieren, hieß es. Ein mögliches staatliches Engagement wurde bereits im Koalitionsvertrag von Union und SPD ausdrücklich nicht ausgeschlossen. „Wir prüfen strategische staatliche Beteiligungen im Energiesektor, auch bei den Netzbetreibern“, heißt es hier.
Eine Konsolidierung in der Branche mit weiteren Zusammenschlüssen unter den aktuell rund 800 Verteilnetzbetreibern in Deutschland sieht die Dena nicht als Kern der Lösung an. Wichtig sei vielmehr ein verlässlicher Ordnungsrahmen, der Investitionen ermögliche.