Geldpolitik

Holzmann befeuert EZB-Zinsdebatte

EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann hält ein baldiges Ende des aktuellen Zinszyklus für möglich. Damit befeuert ausgerechnet ein Verfechter einer eher strafferen Geldpolitik die Zinsdebatte innerhalb der Notenbank.

Holzmann befeuert EZB-Zinsdebatte

ms Frankfurt

Die Debatte über den weiteren EZB-Zinskurs hat am Montag neue Nahrung erhalten. EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann betonte einerseits die Notwendigkeit eines weiter entschlossenen Vorgehens der Europäischen Zentralbank (EZB) angesichts der hohen Inflation. Andererseits sagte er, dass die Leitzinsen Mitte des Jahres oder spätestens im dritten Quartal ihren Höchststand erreichen könnten. In den nächsten Jahren wären dann Zinssenkungen möglich, so Holzmann.

Holzmann gilt im EZB-Rat als Verfechter einer eher strafferen Geldpolitik – also als „Falke“. Das macht insbesondere seine Aussagen über ein mögliches baldiges Ende im aktuellen Zinszyklus und über denkbare Zinssenkungen in der Zukunft bemerkenswert. An den Märkten gibt es Spekulationen, dass bereits im März Schluss sein könnte mit Zinserhöhungen – spätestens aber im Mai bei einem Einlagensatz von dann womöglich 3,25%. Teilweise wird sogar schon auf Zinssenkungen noch in diesem Jahr gewettet.

Vergangenen Donnerstag hatte der EZB-Rat seine Leitzinsen erneut um 50 Basispunkte erhöht. Für März avisierte der Rat zudem sehr klar eine weitere Zinserhöhung um 50 Basispunkte. Für die Zeit danach hielten sich die Notenbanker aber bedeckt. Zwar deutete EZB-Präsidentin Christine Lagarde an, dass im März der Zinshöhepunkt noch nicht unbedingt erreicht sein werde. Die fehlende Guidance über März hinaus und Aussagen über ausgewogene Risiken beim Inflationsausblick schürten aber die Marktspekulationen auf einen weniger aggressiven Kurs.

EZB-Ratsmitglied Holzmann be­tonte nun, dass die EZB weiterhin energisch handeln müsse. „Das Risiko, zu stark zu straffen, scheint heute in den Schatten gestellt zu sein vom Risiko, zu wenig zu tun“, sagte der österreichische Notenbankchef. „Unsere Geldpolitik muss weiterhin ihre Zähne zeigen, bis wir eine glaubwürdige Konvergenz zu unserem Inflationsziel sehen, eine Konvergenz, die auch von der Öffentlichkeit gespürt wird.“ Laut Bloomberg sagte er zudem im ORF, dass es schwierig sei, von einer Verlangsamung der Inflation zu sprechen, solange die Kerninflation nicht zurückgeht. Die Gesamtteuerung ist zuletzt stärker als erwartet zurückgegangen – von in der Spitze 10,6% im Oktober auf 8,5% im Januar. Die Kernrate ohne Energie und Lebensmittel aber verharrte Januar auf dem absoluten Rekordwert von 5,2%. Sie gilt als besserer Gradmesser für den zugrundeliegenden Preisdruck.

Mit Blick auf den weiteren Zinskurs sagte Holzmann zudem, dass man nicht sagen könne, wo der Endzins liegen werde. Er dürfte aber etwas höher als das derzeitige Niveau liegen. Mitte des Jahres oder spätestens im dritten Quartal könnte der Höchststand erreicht sein. In den kommenden Jahren seien dann Zinssenkungen möglich, so Holzmann.

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