Insolvenzen

Immer mehr Unternehmen gehen pleite

Der IWH-Insolvenztrend lässt für den Herbst weiter steigende Pleitezahlen bei Personen- und Kapitalgesellschaften erwarten. Dass weniger Lkw auf den Autobahnen unterwegs sind, verheißt für die Industrie dabei nichts Gutes.

Immer mehr Unternehmen gehen pleite

ba Frankfurt

Die Insolvenzzahlen in Deutschland steigen im September stärker als prognostiziert an, und für die kommenden Monate steht zu erwarten, dass sich der Aufwärtstrend weiter beschleunigt. Dem IWH-Insolvenztrend zufolge sind dafür neben der sich stark eintrübenden konjunkturellen Lage in erster Linie stark steigende Preise bei wichtigen Produktionsfaktoren verantwortlich. Denn nicht nur Energie, sondern auch Löhne und Kreditzinsen ziehen an. Für steigende Fallzahlen spricht auch der im September stagnierende Lkw-Verkehr, denn der verheißt für die Industrieproduktion in den kommenden Monaten keine Besserung. Insbesondere die energieintensiven Branchen haben die Fertigung bereits stark gedrosselt und teils bereits eingestellt, da sie sich bei den hohen Energiepreisen derzeit nicht mehr rechnet. Experten erwarten in diesem Bereich ebenfalls weitere Insolvenzen.

Im September meldeten 762 Personen- und Kapitalgesellschaften Insolvenz an – das sind 34% mehr als im Vorjahr, wie das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) in seinem neuesten Insolvenztrend zeigt. Bei der vorherigen Erhebung war ein Plus von 25% vorausgesagt worden. Für den Herbst wird mit weiter zunehmenden Fallzahlen gerechnet: Laut IWH-Frühindikator dürften es im Oktober ein Drittel mehr als im Vorjahr werden, im November könnte der Vorjahreswert um 40% übertroffen werden. „Nach langer Zeit sehr niedriger Insolvenzzahlen werden diese im November 2022 voraussichtlich wieder den Stand von vor der Corona-Pandemie erreichen“, erklärte IWH-Experte Steffen Müller. Da im ersten Halbjahr die Insolvenzzahlen noch unter dem Vorjahresniveau lagen, sei für das Gesamtjahr 2022 lediglich ein Zuwachs zwischen 12% und 14% zu erwarten.

Der im September im Monatsvergleich unveränderte Lkw-Verkehr auf den Autobahnen signalisiert zwar keinen Einbruch der Industrie, die seit längerem unter den hohen Energie- und Rohstoffkosten, Materialmangel und einer zunehmenden Nachfrageschwäche leidet. Er deutet aber eben auch keine Wende zum Besseren an. Die Lkw-Fahrleistung auf Autobahnen gibt frühe Hinweise zur aktuellen Konjunkturentwicklung in der Industrie, wie das Statistikamt Destatis betont. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Fahrleistung 0,3% höher. Die Aussichten für die Industrie werden derzeit von Ökonomen und dem Bundeswirtschaftsministerium trübe eingeschätzt. Im August war die Produktion stärker als erwartet gedrosselt worden.

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