Jeder fünfte Export weltweit von Zöllen betroffen
Zölle für jeden fünften Export
Handelshürden für Waren steigen laut WTO deutlich, nicht jedoch für Dienstleistungen
mpi Frankfurt
Das Ende des Moratoriums bei den Zöllen der USA rückt näher und eine erneute Eskalation im Handelsstreit droht. Die Verhandlungen vieler Staaten mit den Vereinigten Staaten laufen schleppend, Einigungen bis zum Ende der Frist am 9. Juli sind alles andere als sicher. Möglicherweise könnte US-Präsident Donald Trump das Moratorium zumindest für manche Staaten nochmal verlängern. Einigen Ländern droht in den kommenden Tagen jedoch Post des Republikaners mit einem anderen Inhalt.
Trump hat bereits angekündigt, widerspenstigen Verhandlungspartnern Briefe mit den neuen Zollsätzen zu schicken, die ab dem 1. August gelten sollen. Dabei hat der US-Präsident Zollspannen von 10 bis 70% ins Spiel gebracht. Dem Vernehmen nach sollen die ersten Schreiben dieser Art bereits unterwegs sein. Definitiv nicht davon betroffen ist China. Hier läuft die aktuelle Frist für Verhandlungen bis zum 12. August.
Bereits die derzeit gültigen Zölle haben deutliche Spuren im Welthandel hinterlassen. Mitte Mai waren weltweit 19,4% aller Warenexporte von solchen Handelshürden betroffen. Ein halbes Jahr zuvor lag der Anteil nur bei 12,5%. Dies geht aus dem halbjährlichen Handelsbericht der Welthandelsorganisation (WTO) hervor. Anders formuliert sind seit Oktober vergangenen Jahres 644 neue Zollregime in Kraft getreten.
Neue Zölle von Seiten Indiens könnten demnächst folgen. Das Land hat am Freitagnachmittag Gegenzölle für US-Produkte bei der WTO beantragt. Damit will der asiatische Staat womöglich den Druck auf die USA in den Verhandlungen erhöhen. Sollte es zu keiner Einigung kommen, treten nach derzeitigen Stand nach Ablauf der Frist vom 9. Juli US-Zölle in Höhe von 26% auf alle importierten indischen Waren in Kraft.
Kaum Zölle für Dienstleistungen
Seit 2009 beobachtet die WTO die Anzahl der weltweiten Handelshürden systematisch. Sie stellt dabei fest, dass viele der seitdem eingeführten Maßnahmen nie aufgehoben wurden. Mit dem Regierungswechsel in Washington im Januar hat dann die Anzahl der Zölle nochmals deutlich zugenommen.
Allerdings gilt das nur für den Warenverkehr. Im Dienstleistungssektor haben 34 Staaten weltweit insgesamt nur 69 neue Handelshürden in den vergangenen sechs Monaten aufgebaut. Das sind weniger als im Vergleichzeitraum Oktober 2023 bis Mai 2024. Trump hat kein Interesse daran, für Dienstleistungen Zölle zu verhängen, da dies entsprechende Gegenmaßnahmen der betroffenen Staaten provozieren könnte. Die USA sind im Export von Dienstleistungen weit erfolgreicher als von Gütern. Aus diesem Grund überlegen manche Staaten für den Fall einer weiteren Eskalation Zölle oder andere Handelshürden für US-Services zu verhängen.
China sanktioniert die EU
Nicht nur mit den USA befindet sich die EU derzeit in einem Handelskonflikt, sondern auch mit China. Peking wirft Brüssel Preisdumping bei Brandy vor, was die EU abstreitet. Am Freitag verhängte China Zölle auf EU-Weinbrand in Höhe von 27,7 bis 34,9%. Ausgenommen sind Unternehmen, die sich auf Preisverpflichtungen eingelassen haben. Die Zölle, die ab Samstag gelten, werden vor allem französische Firmen treffen.