Kurzfrist-Klimaszenarien sollen Geldpolitik und Bankenaufsicht verbessern
Klimaszenarien sollen Geldpolitik verbessern
Analysen zeigen wirtschaftliche Folgen des Klimawandels bis 2030
mpi Frankfurt
Der Klimawandel wird in den kommenden Jahren zu signifikanten Wohlstandsverlusten führen. Am stärksten dürfte Afrika davon betroffen sein, doch auf allen Kontinenten werden die wirtschaftlichen Schäden hoch sein. Zu diesen Erkenntnissen kommen neue Kurzfrist-Analysen des Networks for Grenning the Financial System (NGFS). Das Netzwerk aus Zentralbanken und Finanzmarktaufsichtsbehörden erstellt Klimaszenarien, auf deren Basis viele Bankenstresstests in Bezug auf Klimarisiken funktionieren. Notenbanken können sie aber auch verwenden, um makroökonomische Risiken durch den Klimawandel besser zu erfassen.
Bislang gab es jedoch nur Klimaszenarien mit einem längeren Zeitraum. Nun präsentierte das NGFS erstmals Analysen für den Zeitraum bis 2030. „Die neuen Kurzfrist-Klimaszenarien des NGFS sind ein Meilenstein. Sie helfen uns dabei, Klimarisiken und ihre Folgen bessern zu verstehen“, meint Sabine Mauderer, Vizepräsidentin der Bundesbank und aktuell auch Vorsitzende des NGFS.
Kostspieliges Hinauszögern
Mauderer erhofft sich durch die Kurzfristszenarien eine bessere grüne Transformation der Wirtschaft. „Wenn ein Vorstandsvertrag drei bis fünf Jahre läuft, dann ist das der Zeitraum, der für den Manager relevant ist“, sagte sie Ende Dezember im Interview der Börsen-Zeitung, in dem sie die neuen Analysen ankündigte. „Dass die Klimarisiken und Chancen der grünen Transformation auch von weiten Teilen der Bevölkerung nicht stärker berücksichtigt werden, hängt stark damit zusammen, dass Menschen im Hier und Jetzt leben.“
Ein Hinauszögern der grünen Transformation der Wirtschaft um drei Jahre würde das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) laut den NGFS-Analysen um fast einen Prozentpunkt senken. „Darüber hinaus können extreme Wetterereignisse in einer Region der Erde durch internationale Verflechtungen in Lieferketten, im Handel und in Finanzflüssen globale Auswirkungen haben“, heißt es weiter.
Fed nicht mehr Mitglied des NGFS
So hält es das NGFS für plausibel, dass es 2026 in Afrika zu einem um bis zu 12,5% niedrigeren BIP-Wachstum durch extreme Wetterereignisse kommen kann. Für Nordamerika und Europa sind es rund 5%. Solche Schocks können sich negativ auf die Finanzstabilität auswirken und auch die Inflation beeinflussen. Aus diesem Grund nehmen viele Notenbanken Klimarisiken inzwischen genauer unter die Lupe.
Doch es gibt auch Kritiker dieser Entwicklung. Zu diesen gehört die US-Notenbank. Anfang des Jahres hat sie das Netzwerk verlassen. Die Aktivitäten des NGFS gingen „weit über das Mandat der Fed hinaus“, sagte Fed-Chef Jerome Powell.