Geldpolitik

Lagarde hält Zinssenkung im Sommer für wahrscheinlich

Immer mehr EZB-Granden liebäugeln öffentlich mit einer ersten Zinssenkung im Sommer – unter ihnen ist Notenbankpräsidentin Christine Lagarde.

Lagarde hält Zinssenkung im Sommer für wahrscheinlich

Lagarde hält Zinssenkung bis zum Sommer für wahrscheinlich

Fortschritte auf dem Weg zum Inflationsziel

mpi Frankfurt

Es mehren sich die Stimmen von EZB-Granden, die öffentlich mit einer ersten Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Sommer liebäugeln. Die EZB sei auf einem guten Weg, ihr Inflationsziel von 2,0% mittelfristig zu erreichen, sagte Notenbankpräsidentin Christine Lagarde am Mittwoch am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos in einem Interview mit Bloomberg TV.

Es sei daher wahrscheinlich, dass die EZB bis zum Sommer den Leitzins senkt. Sicher sei dies jedoch noch längst nicht. Die Entwicklung der Gewinnmargen von Unternehmen, die Energiepreise und Engpässe bei den Lieferketten wegen der Angriffe der Huthi-Rebellen auf Frachtschiffe im Roten Meer macht Lagarde als Aufwärtsrisiken für die Inflation aus. „Wir werden wahrscheinlich viel mehr im April, Mai wissen“, sagte Lagarde.

Als hinderlich bei der Inflationsbekämpfung bezeichnete Lagarde die Markterwartungen zu Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr. An den Finanzmärkten ist seit längerem eine erste Lockerung bis April und etwa sechs Zinssenkungen um rund 150 Basispunkte bis Dezember eingepreist. „Es hilft unserem Kampf gegen die Inflation nicht, wenn die Erwartungen im Vergleich zu dem, was wahrscheinlich passieren wird, viel zu hoch sind“, sagte sie. Die Erwartung einer baldigen sowie in der Summe deutlichen Zinssenkung führt zu einer Lockerung der Finanzierungskonditionen. Dies wiederum verstärkt den Inflationsdruck.

„Märkte sind da zu voreilig“

Auch der niederländische Notenbankchef Klaas Knot bezeichnete die Markterwartungen am Mittwoch als unrealistisch. „Die Märkte sind da zu voreilig, das ist ziemlich klar“, sagte das EZB-Ratsmitglied dem Fernsehsender CNBC. Die EZB werde diese Erwartungen nicht durch tatsächliche Zinsschritte bestätigen. „Wenn wir einige der Restriktionen zurücknehmen sollten, die wir gegenwärtig im Einsatz haben, dann wird das ein sehr graduelles Rücknehmen sein und keine Hals-über-Kopf-Rücknahme.“ Wie viele andere Ratsmitglieder hält der Niederländer die kommenden Lohndaten für entscheidend bei der Frage der Inflationsentwicklung.

Der slowenische Notenbankchef Bostjan Vasle meldete sich am Mittwoch ebenfalls zu Wort. Zinssenkungen zu Beginn des zweiten Quartals seien „absolut verfrüht“.

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