Deutsche Industriebank

Mehr Investitionen aus China „wünschens­wert“

Die Industriebank IKB schaltet sich in die Debatte über den Umgang mit China ein. Ihr Plädoyer deckt sich mit der Haltung im Branchenverband – und dürfte für zusätzlichen Zündstoff sorgen.

Mehr Investitionen aus China „wünschens­wert“

rec Frankfurt

Die Industriebank IKB wendet sich gegen Bestrebungen in der Politik, die wirtschaftlichen Beziehungen mit China zurückzufahren. „Aus deutscher Sicht wären mehr Investitionen aus China in Deutschland im Sinne gleicher Interessen durchaus wünschenswert“, schreibt IKB-Chefvolkswirt Klaus Bauknecht in einer Analyse, die der Börsen-Zeitung vorliegt. „Vor allem, wenn Risiken der Wertschöpfungsverlagerung ins Ausland überschaubar bleiben sollen.“

Der Umgang mit China und Investoren aus der Volksrepublik ist umstrittener denn je. Die Bundesregierung ist deutlich vorsichtiger geworden. Die Beteiligung des chinesischen Konzerns Cosco am Hamburger Hafen hat die Bundesregierung nur unter Auflagen genehmigt. Den Einstieg chinesischer Investoren bei zwei Mittelständlern hat sie unlängst sogar ganz verboten.

Hintergrund sind Sicherheitsbedenken. Berlin hat deshalb mehrmals in jüngster Zeit die Außenwirtschaftsverordnung verschärft. Im Fokus stehen vor allem kritische In­frastrukturen und Hochtechnologiebranchen wie die Halbleiterindus­trie. Die Bundesregierung überdenkt auch grundsätzlich die Beziehungen zu China. Anlass sind Berichte über gravierende Menschenrechtsverstöße und Sorgen vor einem Angriff Chinas auf die Insel Taiwan, den mit Abstand wichtigsten Standort der globalen Halbleiterindustrie.

„Aktuell steht die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von China mehr und mehr auf dem Prüfstand“, heißt es in der Analyse der Deutschen Industriebank. Grund sei die Sorge vor Schäden durch eine zu starke Abhängigkeit vom Reich der Mitte. „Doch auch Chinas Abhängigkeit von der globalen Wirtschaft hat sich erhöht“, argumentiert IKB-Chefvolkswirt Bauknecht. China sei aufgrund der starken Einbindung in die Weltwirtschaft sogar deutlich stärker auf die Vernetzung der Weltwirtschaft angewiesen als die USA, dem Gesamtvolumen nach Deutschlands wichtigster Handelspartner. Die Abhängigkeiten seien deshalb beidseitig.

Bauknecht treibt vor allem die bedeutende Rolle Chinas für deutsche Importe um. Insgesamt möge die Volksrepublik mit 12,6% „einen überschaubaren Anteil an den deutschen Importen“ haben (siehe Grafik). „Bei einzelnen bedeutenden Importprodukten jedoch dominiert China mit einem Anteil von rund 45% klar“, konstatiert Bauknecht mit Verweis auf Berechnungen des Sachverständigenrats für Wirtschaft. Tendenziell würden Vorleistungen wichtiger als Konsumgüter. „Dies deutet auf eine steigende Abhängigkeit der deutschen Wertschöpfung hin.“ Daher seien chinesische Direktinvestitionen hier vor Ort in deutschem Interesse, um die Lieferketten robuster zu machen.

Das Plädoyer der IKB gegen eine Entkopplung von China deckt sich mit der verbreiteten Haltung in der Industrie. „Lasst uns opportunistisch Geschäfte machen mit China“, forderte der Chef des Industrieverbands BDI Siegfried Russwurm bei einem Auftritt in Frankfurt. Mit seiner Einstellung provozierte er Widerworte aus dem Kreis der Wirtschaftsweisen. Die IKB dürfte mit ihrem Papier für zusätzlichen Zündstoff sorgen.

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