Erzeugerpreise

Neue Preisdaten schüren EZB-Inflations­sorgen

Wenige Tage vor einer weiteren wegweisenden Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) schüren neue Preisdaten die Sorgen vor einer noch länger hohen Inflation in Deutschland – was dann auch auf den gesamten Euroraum ausstrahlen würde. Die am...

Neue Preisdaten schüren EZB-Inflations­sorgen

ms Frankfurt

Wenige Tage vor einer weiteren wegweisenden Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) schüren neue Preisdaten die Sorgen vor einer noch länger hohen Inflation in Deutschland – was dann auch auf den gesamten Euroraum ausstrahlen würde. Die am Donnerstag veröffentlichten Erzeugerpreise dürften damit die Euro-Währungshüter tendenziell darin bestärken, erneut kräftig an der Zinsschraube zu drehen. Im Detail gab es bei den neuen Daten aber auch ermutigende Signale.

Wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte, stiegen die Produzentenpreise in Deutschland im September im Jahresvergleich um 45,8%. „Somit wurden im August und September die höchsten Anstiege der Erzeugerpreise gegenüber einem Vorjahresmonat seit Beginn der Erhebung im Jahr 1949 gemessen“, hieß es in der Mitteilung. Analysten hatten hingegen mit einem leichten Rückgang der Jahresrate auf 45,4% gerechnet. Haupttreiber waren erneut die Energiepreise.

„Der Anstieg der Erzeugerpreise bleibt extrem“, sagte Jens-Oliver Niklasch, Senior Economist bei der LBBW. „Davon wird bei den privaten Haushalten in den kommenden Monaten ein erheblicher Teil erst noch ankommen. Die Inflation ist hoch im Jahre 2022, sie wird auch 2023 hoch bleiben.“ Unlängst hatte auch Bundesbankpräsident Joachim Nagel gewarnt, dass 2023 im Jahresdurchschnitt eine Sieben vor dem Komma stehen könnte. 2022 werden es demnach sogar mehr als 8% sein.

Angesichts der hartnäckigen Inflation in Deutschland und im Euroraum insgesamt scheint es wahrscheinlich, dass die EZB ihre Leitzinsen kommende Woche erneut um 75 Basispunkte anheben wird – so wie bereits im September, was da ein Rekordschritt gewesen war. Das slowenische EZB-Ratsmitglied Bostjan Vasle forderte am Mittwochabend sogar für die beiden noch ausstehenden Sitzungen in diesem Jahr, also Oktober und Dezember, Zinserhöhungen um jeweils 75 Basispunkte. Allerdings gibt es auch einige warnende Stimmen aus dem EZB-Rat – wegen der zunehmenden Rezessionsrisiken im Euroraum.

Bei den am Donnerstag veröffentlichten Daten zu den Erzeugerpreisen hob indes Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen positiv hervor, dass die Preise ohne Energie lediglich 14% höher als im Vorjahr gelegen hätten. Diese Kernrate sei ein gutes Zeichen, so Solveen: „Der unterliegende Preisauftrieb hat sich eher abgeschwächt.“ Das sei auf die Preise für Vorleistungsgüter zurückzuführen, die ihr Niveau seit Monaten praktisch hielten, sagte Solveen. Für die kommenden Monate nähre das die Hoffnung, dass sich auch der Anstieg der Verbraucherpreise zumindest etwas entspannen könne.

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