Indikator der EZB

Niedrigeres Lohnwachstum dämpft Inflation

Der Lohnindikator der EZB deutet an, dass die Tariflöhne in diesem Jahr deutlich langsamer steigen werden. Für die Notenbank wären das gute Nachrichten.

Niedrigeres Lohnwachstum dämpft Inflation

Tariflöhne steigen 2025 deutlich langsamer

Indikator der EZB gibt nach – Inflation bei Dienstleistungen sollte weiter abnehmen

mpi Frankfurt

Das Wachstum der Tariflöhne in der Eurozone dürfte sich im weiteren Jahresverlauf deutlich verlangsamen. Dies geht aus dem Lohnindikator der EZB hervor, den die Notenbank immer am Mittwoch nach einem Zinsentscheid veröffentlicht. Der Indikator beziffert für das vierte Quartal derzeit ein Lohnwachstum von 1,7%. Im ersten Quartal des Jahres lag es noch bei 4,6%.

Einmalzahlungen verzerren

Diese Daten werden jedoch durch Einmalzahlungen von Arbeitgebern an ihre Angestellten verzerrt. Diese sind unter anderem in Deutschland gängig. So haben viele Arbeitnehmer etwa einen sogenannten Inflationsbonus von bis zu 3.000 Euro erhalten. Diese Zahlungen haben das Lohnwachstum in der Eurozone im vergangenen Jahr beschleunigt und dämpfen das Wachstum in diesem Jahr im Jahresvergleich.

Ein Blick auf die Lohnentwicklung ohne Berücksichtigung dieser Einmalzahlungen zeigt, dass der Trend zwar derselbe ist, er jedoch spürbar schwächer ausfällt. Das Lohnwachstum im ersten Quartal lag dann bei 4,5%. Der Indikator für das vierte Quartal liegt bei 3,2%.

Entscheidende Entwicklung

In den sogenannten Wage Tracker der EZB fließen die Daten von ausgehandelten Tarifverträgen aus sieben Euro-Ländern ein, darunter Deutschland und andere große Volkswirtschaften. Die Notenbank betont, dass es sich dabei lediglich um einen Indikator anhand vorhandener Daten zu Lohnabschlüssen handelt und nicht um eine klassische Prognose. Eine solche haben die Ökonomen der EZB und der nationalen Notenbanken im Rahmen der Projektionen vorgenommen, die vergangene Woche publiziert wurden.

Diese Prognose zeichnet einen ähnlichen Trend wie der Lohnindikator. Im laufenden zweiten Quartal wird sich das Lohnwachstum laut der Vorhersage von 3,5 auf 2,4% leicht abschwächen. Ehe es sich dann im dritten Quartal auf 3,1% und im vierten Quartal auf 2,8% verlangsamt. Das Lohnwachstum spielt insbesondere für die Entwicklung der Teuerung im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor eine wichtige Rolle.

EZB sieht sich bestätigt

In diesem Bereich verharrte die Inflation lange Zeit bei rund 4%. Dies verhinderte eine nachhaltige Rückkehr der Teuerung für den gesamten Warenkorb auf den EZB-Zielwert von 2%. Zuletzt gab die Dienstleistungsinflation jedoch in Folge der schwächeren Lohndynamik nach – sogar etwas stärker als von vielen Ökonomen erwartet. Die Inflation für Services lag im Mai nach vorläufigen Zahlen von Eurostat bei 3,2%.

Doch auch damit ist die Dienstleistungsinflation nach Ansicht der Notenbanker noch zu hoch und sollte nach Wunsch der EZB weiter fallen im Rest des Jahres. Der Lohnindikator bestätigt nun die Einschätzung der Ratsmitglieder, dass dies auch eintreten wird. „Vorausschauende Informationen bestätigen, dass das verhandelte Lohnwachstum im Laufe des Jahres nachlassen wird, was mit den nach der EZB-Ratssitzung im April 2025 veröffentlichten Daten übereinstimmt“, teilt die Notenbank mit.

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