OECD will Regeln für Globalisierung

Gegen Protektionismus und Vergeltung - Rat an EZB zu Vorsicht bei Abkehr von der Nullzinspolitik

OECD will Regeln für Globalisierung

Die Industrieländer-Organisation OECD betont die Vorteile von Globalisierung und Freihandel. Sie warnt in einem Sonderkapitel ihres jüngsten Economic Outlook vor protektionistischen Maßnahmen, fordert jedoch internationale Steuerabkommen, um die Verschiebung von Gewinnen zu verhindern. Der EZB rät sie zu einer vorsichtigen Abkehr von der Nullzinspolitik.wü Paris – Das leichte Anziehen des weltweiten Wirtschaftswachstums in diesem Jahr wird nach Ansicht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) nicht ausreichen, um die Ungleichheiten rund um den Globus zu reduzieren. “Wir brauchen eine inklusivere, auf Regeln basierende, auf das Wohlergehen der Menschen zentrierte Globalisierung, die für alle funktioniert”, forderte OECD-Generalsekretär Angel Gurria am Mittwoch in Paris.In ihrem am selben Tag veröffentlichten Wirtschaftsausblick plädiert die Organisation deshalb für internationale Abkommen, die unterbinden, dass die niedrigsten Standards angewendet werden. Auch seien internationale Steuerabkommen notwendig, um zu verhindern, dass Gewinne über die Grenzen hinweg verschoben werden, meinen die OECD-Experten. Denn das mindere die Möglichkeiten der Staaten, ihre Einnahmen zu steigern. Gleichzeitig trage diese Verschiebung von Gewinnen zu der öffentlichen Wahrnehmung bei, dass Globalisierung unfair sei. Gefahr für WachstumIn ihrem Wirtschaftsausblick widmet die OECD dem Thema Globalisierung und Freihandel ein Sonderkapitel. Darin bemühen sich die Experten der Organisation, die durch Globalisierungsgegner wie US-Präsident Donald Trump verkörperte weltweite Tendenz zu mehr Protektionismus nicht noch zusätzlich anzuheizen. Deshalb betonen sie die Vorteile des freien Handels und warnen, dass protektionistische Maßnahmen vermutlich nur zu Vergeltungsaktionen führen würden und sich Handelsbilanzdefizite durch sie nicht abbauen ließen. Stattdessen würde das Wirtschaftswachstum durch protektionistische Maßnahmen leiden, so die OECD.Die internationale Organisation beklagt jedoch, dass die Löhne im Verhältnis zur Produktivität zu langsam stiegen, was sich negativ auf Wirtschaftsentwicklung und Einkommensverteilung auswirke. “Produktivität und Reallöhne entwickeln sich auseinander, sodass sich zwar die Arbeitsmarktaussichten verbessern, aber die Grundlagen für robusten Konsum und breit verteilte Wohlstandsgewinne weniger offensichtlich sind”, heißt es in dem Wirtschaftsausblick.Trotz der wirtschaftlichen Erholung in der Eurozone rät die OECD der Europäischen Zentralbank (EZB) zu einer vorsichtigen Abkehr von der Nullzinspolitik. “Wir glauben nicht, dass derzeit Handlungsbedarf für die EZB besteht. Sie wäre gut beraten, ihren Kurs zu halten, da die Risiken weiter sehr hoch sind”, sagte OECD-Experte Christian Kastrop. Die Geldpolitik sollte konjunkturstützend bleiben, bis die Inflation “eindeutig und dauerhaft” in Richtung des EZB-Zielwerts von knapp 2 % steige, meint die OECD. Nächstes Jahr dann könne die EZB damit beginnen, ihre Geldpolitik etwas zu straffen und ihre Wertpapierkäufe schrittweise zurückzuführen. Zudem wäre es dann möglich, eine allmähliche Beendigung der jetzigen Zinspolitik einzuleiten. Der negative Einlagensatz könnte nach Ansicht der OECD gegen Ende 2018 angehoben werden.