Kräftige Aufwärtsrevision

Trump verdoppelt deutsches BIP-Wachstum

Nachdem der März konjunkturell besser gelaufen ist als erwartet, weist Destatis für den Jahresauftakt ein doppelt so hohes Wachstum aus als ursprünglich gemeldet. Das aber ist vor allem den Vorzieheffekten infolge der US-Zollpolitik geschuldet und markiert keine Trendwende.

Trump verdoppelt deutsches BIP-Wachstum

Trump verdoppelt deutsches BIP-Wachstum

Erstes Quartal wegen starker März-Zahlen nach oben revidiert – Ursache jedoch vor allem Vorzieheffekte wegen Zöllen

ba Frankfurt

Nachdem der März konjunkturell besser gelaufen ist als erwartet, weist das Statistische Bundesamt für den Jahresauftakt ein doppelt so hohes Wachstum aus als ursprünglich gemeldet. Das aber ist vor allem den Vorzieheffekten infolge der US-Zollpolitik geschuldet und markiert keine Trendwende.

Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal doppelt so stark gewachsen wie zunächst gemeldet. Ursächlich dafür sind vor allem Vorzieheffekte – Unternehmen haben in Erwartung der höheren Kosten vor Inkrafttreten der US-Zölle ihre Lager gefüllt. Ökonomen warnen vor zu großer Euphorie, da es dich nur um eine zeitliche Verschiebung handelt und die Bestellungen dafür künftig weniger üppig ausfallen werden. Nachdem der März besser als erwartet ausgefallen ist, wachsen nun aber die Hoffnungen, dass 2025 doch nicht das dritte Rezessionsjahr in Folge wird.

Plus von 0,4 Prozent

Im ersten Quartal ist das BIP preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,4% zum Vorquartal gesprungen. Das Statistische Bundesamt (Destatis) hatte in einer ersten Schnellmeldung ein Plus von 0,2% ermittelt. „Grund für das gegenüber der ersten Schätzung leicht höhere Wachstum war die überraschend gute konjunkturelle Entwicklung im März“, sagt Behördenchefin Ruth Brand. „Vor allem die Produktion im verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen.“

Besser als der Euro-Schnitt

Damit hat sich die deutsche Wirtschaft besser geschlagen als der Durchschnitt im Euroraum. Eurostat hat jüngst das BIP-Plus auf 0,3% nach unten revidiert. Die Erstschätzung hatte noch +0,4% ergeben. Zum Jahresende war Deutschland noch der Bremsklotz im Euroraum mit einem Minus von 0,2%. Stärker als zu Jahresbeginn wuchs die hiesige Wirtschaft zuletzt mit 0,6% im dritten Quartal 2022.

Für Schwung sorgten den Statistikern zufolge zum Jahresauftakt die Exporte, die Investitionen und der private Konsum. Nach einem „verhaltenen“ Jahresschluss wurden in den ersten drei Monaten preis-, saison- und kalenderbereinigt 3,2% mehr Waren und Dienstleistungen ins Ausland verschickt. Vor allem die Ausfuhren der in den USA besonders begehrten pharmazeutischen Erzeugnissen sowie Kraftwagen und deren Teile legten deutlich zu. „Vorzieheffekte im schwelenden Handelskonflikt mit den USA dürften daher zu der positiven Entwicklung beigetragen haben“, kommentierten die Statistiker. Die Importe stiegen mit 1,1% zu Jahresbeginn weniger stark als die Exporte.

Die Exporteure haben jedenfalls Morgenluft gewittert: Die Ifo Exporterwartungen sind im Mai auf minus 3,0 Punkte von minus 9,4 Punkten im April gestiegen. „Die Beruhigung im Zollkonflikt hat die Exporteure aufatmen lassen“, sagte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe.„Vorsicht ist jedoch geboten, denn es gibt weiterhin keine grundsätzliche Einigung zwischen den USA und der EU mit Blick auf die Höhe der Zölle.“ Allerdings drohte Trump Freitagmittag mit einem Zollsatz von 50% ab dem 1. Juni für Waren aus der EU: „Die Gespräche mit der EU führen zu nichts“.

Korrektur im Frühjahr erwartet

„So etwas ist natürlich kein auf Dauer angelegtes Konjunkturprogramm“, mahnt LBBW-Experte Jens-Oliver Niklasch mit Blick auf die von Trump Anfang April verkündeten Sonderzölle. Für viele Staaten gibt es hier aber ein 90-tägiges Moratorium, wobei der Basiszollsatz von 10% allerdings bleibt. Im zweiten Quartal erwartet Niklasch „eine gewisse Korrektur“. Neben den Vorzieheffekten dürfte das Gesamtergebnis auch durch die späte Lage der Osterferien verzerrt sein, die in diesem Jahr komplett ins zweite Quartal fielen.

Staat konsumiert weniger

„Die Stärke beim Konsum ist eigentlich genau das, was man angesichts der Reallohnsteigerungen schon länger hätte erwarten können“, erklärt Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank zu dem Plus von 0,5%. „Insofern spricht einiges dafür, dass hier der Aufwärtstrend fortgeschrieben wird.“ Die Konsumausgaben des Staates hingegen sanken vor allem wegen der vorläufigen Haushaltsführungen des Bundes und einiger Bundesländer um 0,3%. Insbesondere sanken laut Destatis die staatlichen Ausgaben für Sachaufwendungen. Die Bruttoanlageninvestitionen kletterten um 0,9%, wobei in Bauten 0,5% und in Ausrüstungen 0,7% mehr investiert wurde.

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