Zweiter Umsatzrückgang in Folge

Unerwarteter Dämpfer für den Einzelhandel

Die Umsätze der deutschen Einzelhändler sind im Mai überraschend in der Breite gesunken. Das zweite Minus ist ein weiteres Indiz, dass das zweite Quartal für die Wirtschaft insgesamt schwach ausfallen wird.

Unerwarteter Dämpfer für den Einzelhandel

Unerwarteter Dämpfer für den Einzelhandel

Rückgang in der Breite – Weiteres Indiz für gesamtwirtschaftlich schwaches zweites Quartal

ba Frankfurt

Der deutsche Einzelhandel bekommt im Mai unerwartet deutlich die Kaufzurückhaltung der Verbraucher zu spüren. Damit verdichten sich die Zeichen, dass die hiesige Wirtschaft im zweiten Quartal nicht an den überraschend guten Jahresstart mit +0,4% anknüpfen kann. Dieser war allerdings vor allem von den Vorzieheffekten infolge der US-Zollpolitik geprägt.

Im Mai setzten die Einzelhändler nominal rund 1,2% weniger um als im Vormonat, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Real, also inflationsbereinigt, lag das Minus sogar bei 1,6%. Ökonomen hatten nach dem Rückgang von 0,6% im April eine Aufholbewegung um 0,5% erwartet. Damit ist der seit Mitte vergangenen Jahres währende sanften Aufwärtstrend nun vorerst gestoppt.

Problem: Mieses Konsumklima

„Der deutliche Umsatzrückgang überrascht ziemlich“, sagt Alexander Krüger, Chefökonom der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Zwar könne es im Juni zu einer Gegenbewegung kommen. „Größere und nachhaltige Konsumsprünge sind vorerst nicht zu erwarten“, sagte Krüger. Das Konsumklima in Deutschland bessere sich einfach nicht.

Die Schwäche zeigte sich in der Breite: Der reale Umsatz im Einzelhandel mit Lebensmitteln sank im Monatsvergleich um 1,3%, bei Nicht-Lebensmitteln ermittelten die Statistiker ein Minus von 2,2%. Im Internet- und Versandhandel ergab sich ein Rückgang um 1,4%.

Jahresvergleich beachtenswert

„Allerdings sieht die Kalkulation gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich besser aus“, konstatiert Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Die Einzelhandelsumsätze verbuchten hier ein reales Plus von 1,6%, „was durchaus ordentlich ist“. Der Jahresvergleich sorgt auch bei Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank für etwas Zuversicht: „Diese monatliche Momentaufnahme muss nicht heißen, dass die Einzelhändler die Flinte ins Korn werfen müssen.“ Zudem seien die Voraussetzungen gut, dass wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen Regierung bald greifen und das Wirtschaftswachstum wieder in Gang komme, zusammen mit mehr Arbeitsplatzsicherheit und weiter steigenden Löhnen. Das sollte dann auch zu einer höheren Konsumbereitschaft führen – die aber vermutlich erst zum Jahresende hin spürbar werde.

Verbraucher verstimmt

Die Verbraucherstimmung hat sich zuletzt wieder eingetrübt. Das für Juli von NIM und GfK prognostizierte Konsumklima sank um 0,3 auf minus 20,3 Punkte. „Nach zuvor drei Anstiegen in Folge muss das Konsumklima damit wieder einen kleinen Dämpfer hinnehmen,“ erklärte NIM-Eexperte Rolf Bürkl. „Dafür ist vor allem die gestiegene Sparneigung verantwortlich.“ Sie konterkariere derzeit die positiven Impulse durch verbesserte Einkommensaussichten und sei auch „Ausdruck ihrer anhaltenden Verunsicherung und damit fehlender Planungssicherheit“.

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