Trumps Zollpolitik

US-Konzerne halten Handelsabkommen mit London für schlechten Deal

Trotz Handelsabkommen mit London bleiben die Mindestzölle von 10% bestehen. US-Produzenten klagen über Nachteile gegenüber britischen Autoherstellern.

US-Konzerne halten Handelsabkommen mit London für schlechten Deal

US-Konzerne halten Abkommen mit London für schlechten Deal

Kritik an Zollpolitik – Merz-Telefonat mit Trump

lz Frankfurt

US-Präsident Donald Trump hat im Hinblick auf das Handelsabkommen mit Großbritannien zwar von einem „Durchbruch-Deal“ gesprochen, doch weil der von Trump eingeführte Basiszoll von 10% auf jeden Fall weiter bestehen bleiben soll, sehen Ökonomen darin nur eine oberflächliche Einigung um des lieben Friedens willen. „Die Lage des Vereinigten Königreichs beim Handel mit den USA hat sich nur im Vergleich zur Lage unmittelbar davor verbessert“, kritisiert Investmentstratege Lindsay James von Quilter in London. Insgesamt sei die Situation „viel schlechter als vor sechs Monaten“. Wenn der Basiszoll bereits bei einer so sehr befreundeten Nation wie Großbritannien bestehen bleibe, so der Stratege Michael Brown von Pepperstone, wie hoch werden dann die US-Zölle für die EU, China oder Japan ausfallen?

Kritik von US-Autoherstellern

Der amerikanisch-britische Handelspakt kommt auch bei der US-Autoindustrie schlecht an. Der Grund ist die Senkung der Einfuhrzölle für 100.000 britische Autos von 25 auf 10%. Damit würden Hersteller aus Großbritannien gegenüber der eigenen Industrie sogar noch bevorzugt, kritisierte der Branchenverband AAPC, der die US-Autobauer Ford, General Motors und Stellantis vertritt. Denn Trump verlangt für importierte Bauteile etwa aus Mexiko oder Kanada, die dann in den USA zusammengesetzt werden, weiterhin Zölle von 25%. Nur bislang gibt es noch Ausnahmen. Mit dem Handelspakt werde es billiger sein, ein britisches Auto in die USA zu bringen, als ein Fahrzeug aus Kanada oder Mexiko, das zur Hälfte aus US-Teilen bestehe, kritisierte der Verband.

Telefonat Merz mit Trump

Bundeskanzler Friedrich Merz hatte in seinem ersten Telefonat mit US-Präsident Donald Trump für eine Abschaffung aller Zölle zwischen den USA und der EU geworben. „Ich habe ihm gesagt, das ist aus meiner Sicht keine gute Idee, diesen Zollstreit zu eskalieren. Die beste Lösung wäre down to zero für alles und für alle", sagte der CDU-Politiker.

Merz berichtete auch, dass er Trump erläutert habe, dass es bilaterale Abkommen mit Deutschland oder anderen EU-Staaten nicht geben könne, weil man in der Handelspolitik nur gemeinsam handeln könne und wolle. „Ich hatte den Eindruck, dass er das akzeptiert, dass das auch dann seine Sicht ist, dass er das nur mit uns zusammen kann“, sagte Merz. Er habe dem Republikaner gesagt, dass er da auch mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eng abgestimmt sei.

„Null ist am besten“

„Mein Eindruck ist, dass auch in Amerika die Diskussion über die nachteiligen Auswirkungen der hohen Zölle für die eigene Volkswirtschaft mittlerweile beginnt, und die nimmt Trump natürlich wahr", sagte Merz. Aus Sicht des neuen Kanzlers sollte zwischen der EU und den USA auch über technologische Standards gesprochen werden. Die gegenseitige Anerkennung von technologischen Standards sei meistens mindestens genauso wichtig wie die Frage, wie hoch kleinere oder größere Zölle seien, sagte Merz. Zur Zollhöhe bekräftigte er: „Meine feste Überzeugung ist: Null ist am besten.“

Trump hat vor wenigen Wochen mit der Ankündigung neuer Zölle auf Importe aus der EU einen Handelskonflikt losgetreten. Der US-Präsident will mit den Zöllen angebliche Handelsungleichgewichte korrigieren und Produktion in die USA verlagern. Zugleich sollen die Zolleinnahmen dazu dienen, sein teures Wahlversprechen großer Steuersenkungen zumindest teilweise gegenzufinanzieren. Die EU sieht die Zölle hingegen als nicht gerechtfertigt und unvereinbar mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) an.

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