Fed

US-Zinszyklus könnte sich dem Ende nähern

Nach neun Zinserhöhungen in Folge könnte die US-Notenbank demnächst eine Pause einlegen. Zwar will die Fed ihren Kampf gegen die hohe Inflation fortsetzen, macht sich aber auch zunehmend Sorgen um die Folgen der höheren Zinsen für die Gesamtwirtschaft.

US-Zinszyklus könnte sich dem Ende nähern

det Washington

Als Folge strikterer Finanzierungskonditionen und der sich abschwächenden Konjunktur könnte sich bei der US-Notenbank im weiteren Jahresverlauf ein Kursschwenk abzeichnen. Nach der neunten Leitzinserhöhung seit März vergangenen Jahres deutete der Fed-Vorsitzende Jerome Powell erstmals an, dass eine Zinspause bevorstehen könnte. Analysten gehen davon aus, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) entweder bei der Sitzung Anfang Mai oder Mitte Juni auf eine Straffung verzichten könnte.

Noch eine Zinserhöhung

Wie aus der Dot-Plot-Grafik des Offenmarktausschusses (FOMC) hervorgeht, rechnet eine Mehrheit der 18 FOMC-Mitglieder dieses Jahr nur noch mit einer Anhebung des Tagesgeldsatzes, und zwar um 25 Basispunkte. Nicht weniger als 7 der Notenbankgouverneure gehen aber davon aus, dass angesichts der weiter hohen Inflation mehr als eine Zinserhöhung anstehen wird.

Ab 2024 dürfte das FOMC dann beginnen, den Geldhahn wieder aufzudrehen, allerdings um weniger, als noch im Dezember vorausgesagt worden war. Anders als zuvor scheinen die Prognosen aber angesichts der jüngsten Bankenpleiten und der andauernden Sorgen sowohl um die Finanzstabilität als auch den weiteren Verlauf der Inflation mit großer Unsicherheit behaftet zu sein.

Die Gratwanderung, die Powell und Co. zu bewältigen haben, kommt in seinen scheinbar widersprüchlichen Aussagen zum Ausdruck. So betonte der Fed-Chef einerseits, dass der PCE-Index, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, mit einer Gesamtrate von 5,4 und einer Kernrate von 4,7% noch viel zu weit über dem Inflationsziel der Notenbank liege und „wir uns verpflichtet haben, die Inflationsrate wieder auf 2% zu drücken“. Gleichzeitig räumte er aber ein, dass die höheren Zinsen bereits die Investitionsentscheidungen der Unternehmen und die Konsumausgaben der Haushalte beeinträchtigen und somit auf der Gesamtwirtschaft lasten.

Sorgen um Konjunktur

Entscheidend sei mit Blick auf die makroökonomischen Folgen daher, „wie signifikant diese sind und wie lange sie andauern werden“. Zwar sei aufgrund des „Baseline-Szenarios“ der Fed nicht zu erwarten, dass die Konjunkturschwäche bereits in diesem Jahr die Währungshüter dazu veranlassen wird, eine Zinssenkung vorzunehmen. Völlig ausschließen wollte Powell eine solche Möglichkeit aber auch nicht. Während er wie auch in der Vergangenheit die Stärke und Resilienz des Arbeitsmarkts betonte, spiegelt sich der wachsende Konjunkturpessimismus der Währungshüter nicht zuletzt in deren aktualisierten Prognosen wider. So wird dieses Jahr mit einer Wachstumsrate von nur 0,4 und 2024 dann 1,2% gerechnet. Im Dezember hatte das FOMC noch eine Zunahme der Wirtschaftsleistung um 0,5 und 1,6% vorausgesagt. Dass es umso schwieriger sein wird, eine Balance zwischen der Vermeidung einer Rezession und dem Kampf gegen die Inflation zu erreichen, unterstreichen zudem die aktualisierten Prognosen zur Teuerungsrate. Demnach wird die Kernrate des PCE-Deflators sowohl in diesem als auch dem kommenden Jahr höher liegen als noch im Dezember angenommen. Die Arbeitslosenquote wird dem FOMC zufolge dieses Jahr von derzeit 3,6% auf 4,5% und 2024 dann auf 4,6% steigen.