US-Zolldrohung lässt Brüssel zaudern
US-Zolldrohung lässt Brüssel zaudern
EU-Chefunterhändler rechnet trotz Trump-Brief mit Deal – Anleger bleiben gelassen
lz/fed Frankfurt
Die Märkte geben sich nach der neuen Zolldrohung von US-Präsident Donald Trump gegen die EU recht unbeeindruckt: Der Dax gab im Laufe des Tages zwar um rund 1% nach, doch das ist weit von einer Panik entfernt. Sowohl Analysten als auch Marktteilnehmer erwarten offenbar, dass sich die von Trump mit 30% angesetzten Zölle für importierte EU-Waren bis zur Inkraftsetzung am 1. August noch herunter verhandeln lassen. Damit bleibt auch die Hoffnung auf eine Einigung auf ein Niveau zwischen 10 und 20%.
Die EU selber setzt weiter auf einen Deal. Eigene Gegenzölle als Antwort auf bereits in Kraft gesetzte US-Stahlzölle, die eigentlich für Montag angekündigt waren, wurden bis 1. August ausgesetzt. Gleichzeitig hat Brüssel das eigene Gegenzollarsenal als Antwort auf die neuerliche Zolldrohung überarbeitet. Waren bislang Güter im Wert von 95 Mrd. Euro betroffen, sind es jetzt nur noch 72 Mrd. Euro. Das kündigte der zuständige EU-Kommissar Maroš Šefčovič nach einem Handelsministertreffen in Brüssel an. Betroffen wären auch symbolisch relevante Erzeugnisse wie Flugzeuge, Autos und Bourbon Whiskey.
„Toxische Unsicherheit“
Zu den weiteren Verhandlungen sagte Šefčovič, er habe trotz des Briefes von Trump das Gefühl, dass auch die US-amerikanischen Gesprächspartner zu weiteren Verhandlungen bereit seien. Und wenn nicht? „Seien wir ehrlich: Ein Zollsatz von 30% käme einem faktischen Handelsverbot gleich“, sagte er.
Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) drängt unterdessen zu einem frühen Deal, weil die Unsicherheit die Wirtschaft belastet. Die deutschen Exporte könnten um knapp 1 Mrd. Euro pro Monat gedrückt werden, warnte DIHK-Konjunkturexperte Jupp Zenzen. Ein sich bis Anfang August hinziehender Handelsstreit verlängert dem Maschinenbauverband VDMA zufolge zudem die „toxische Unsicherheit für Unternehmen auf beiden Seiten des Atlantiks“, sagte Hauptgeschäftsführer Thilo Brodtmann. Die USA würden mit einem 30-Prozent-Zoll zudem ein Eigentor schießen. „Die Investitionszurückhaltung führt zu einer De- und nicht zu einer Reindustrialisierung der USA.“
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