Der Abgesang auf Google kommt zu früh
Websuche
Der Abgesang auf
Google ist verfrüht
Von Karolin Rothbart
Ein ranghoher Apple-Manager hat Google-Aktionären zur Wochenmitte einen ordentlichen Schrecken eingejagt. Im Rahmen eines Kartellverfahrens gegen den Suchmaschinenanbieter prophezeite Apples Senior Vice President of Services, Eddy Cue, Google einen nahenden Bedeutungsverlust. Ein solcher habe sich bereits im April abgezeichnet: Die auf den Geräten von Apple registrierten Google-Suchanfragen seien erstmals nach 22 Jahren rückläufig gewesen, sagte Cue. Grund sei, dass die Nutzer zunehmend auf KI-Chatbots wie ChatGPT, Claude und Perplexity zurückgreifen würden. Bei Apple sei entsprechend geplant, solche Tools künftig in den hauseigenen Webbrowser Safari zu integrieren.
Dass es dem Manager wohl eher darum ging, ein behördliches Verbot einer für Apple sehr lukrativen Partnerschaft mit Google abzuwenden, war schnell klar. Der iPhone-Hersteller kassierte allein im Jahr 2022 rund 20 Mrd. Dollar dafür, dass er Google in Safari als Standard-Suchmaschine voreinstellt. Es sei daher „logisch, dass Apple solche Daten hervorhebt, die die Behauptung stützen, dass sich Google bei der Websuche nicht wettbewerbswidrig verhält“, kommentierte Jefferies-Analyst Brent Thill das Verfahren.
Eine Frage der Zuverlässigkeit
Ob sich die Behörden davon beeindrucken lassen, bleibt abzuwarten. Nicht nur kam Google auch im April noch auf einen Anteil am Suchmaschinenmarkt, der je nach Statistik bei 80 bis 90% lag. Auch sollte man Aussagen zum künftigen Potenzial junger KI-Rivalen bei aller Faszination über die Technologie mit Vorsicht genießen. Komplett zuverlässig sind diese schließlich noch lange nicht; im Gegenteil: Erst im April veröffentlichte das Fachmagazin Columbia Journalism Review eine Studie, wonach ausgewählte KI-Chatbots, darunter auch ChatGPT und Perplexity, erstaunlich oft falsche Antworten liefern.
Das Problem wird sich nicht von heute auf morgen lösen lassen und dürfte auch für potenzielle Werbepartner von Interesse sein. Solange Nutzer der generativen KI nicht vollständig vertrauen können, werden sie klassische Suchanbieter wie Google wohl oft bevorzugen – und die Marktmacht des Konzerns damit vorerst festigen.