LeitartikelDer Trump-Put wirkt am US-Staatsanleihemarkt

Der Trump-Put wirkt am Bondmarkt

Der Trump-Put wirkt. Aber er wird erst 2026 wirken, wenn die zehnjährige US-Staatsanleiherendite längerfristig über 4,50% verharren wird.

Der Trump-Put wirkt am Bondmarkt

Finanzmärkte

Der Trump-Put wirkt am Bondmarkt

Der Trump-Put hat am Aktienmarkt nicht so recht gewirkt. 2026 wird er aber am Bondmarkt wirken.

Von Kai Johannsen

So mancher Akteur an den Finanzmärkten hatte auf den Trump-Put am US-Aktienmarkt gehofft. Wenn der vom US-Präsidenten von Zaun gebrochene weltweite Zollstreit für heftige Kursrücksetzer an den US-Aktienmärkten sorgt, so etwa mit Rückschlägen im zweistelligen Prozentbereich beim Standard & Poor's 500, und es damit zu ganz erheblichen Wertvernichtungen kommt, dann wird der US-Präsident sich schon zur Umkehr bewegen lassen. Doch ganz offensichtlich ist ja ein Ende des Handelskrieges nicht in Sicht, zumindest nicht kurzfristig. Der Trump-Put am Aktienmarkt hat insofern nicht die gewünschte Wirkung entfaltet.

Aber der Trump-Put existiert. Das hat dieser Tage etwa Charles Myers, Gründer und Chef von Signum Global, ein Beratungsunternehmen für Politik und Wirtschaft in den USA, auf der Jahrestagung der International Capital Market Association (ICMA) in Frankfurt festgehalten. Nur wirkt der Trump-Put laut Myers nicht im US-Aktienmarkt, sondern im US-Staatsanleihemarkt. Konkret hat Myers dabei die zehnjährige US-Staatsanleiherendite im Blick. Der Zollstreit wird seine Spuren im US-Haushaltsdefizit hinterlassen. Dieses Defizit wird sich extrem ausweiten. Doch das wird noch etwas auf sich warten lassen. Für das kommende Jahr ist allerdings mit einer erheblichen Ausweitung des US-Haushaltsdefizits zu rechnen. Das werde der Trump-Administration die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Konkret sieht Myers den Trump-Put bei einer zehnjährigen US-Staatsanleiherendite von 4,5% wirken, insbesondere wenn dieses Zins-Level dann im kommenden Jahr eventuell sogar durchgehend zu beobachten ist. Aktuell liegt die zehnjährige US-Treasuryrendite noch bei guten 4,40%. Weit entfernt ist der Markt davon also nicht mehr.

Im Blick behalten muss man deshalb die künftigen US-Staatsanleiheauktion und etwaige Verschiebungen. Wie viel nehmen die ausländischen Investoren hier noch ab? Bekanntermaßen haben weite Anlegerkreise damit begonnen, aus US-Assets heraus umzuschichten. Zugute kommt das aktuell etwa europäischen Assets, allen voran Anleihen von europäischen Staaten aber auch dem SSA-Bereich (Supranationals, Sub-Sovereigns und Agencies). Sie alle berichten von einer guten Nachfrage nach ihren Papieren, etwa im Primärmarkt. Prall gefüllte Orderbücher sprechen da eine klare Sprache. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, werden die USA gezwungen sein, Nachfrage nach ihren Papieren zu generieren. Das geschieht für gewöhnlich darüber, dass höhere Zinsen für neue Schuldpapiere geboten werden müssen. Und sollte die zehnjährige US-Rendite über 4,50% klettern, könnte das sehr wohl eine gewisse disziplinierende Wirkung auf die Trump-Administration haben, bei Deal-Verhandlungen ein wenig kompromissbereiter zu sein. Ein Massenexodus von Investoren aus dem US-Staatsanleihemarkt und damit sehr viel höheren US-Bondrenditen ist allerdings wohl kaum zu erwarten. Anleger werden die damit einhergehenden Verluste wohl kaum in Kauf nehmen wollen. Und zu berücksichtigen ist auch, dass mancher Investor bei höheren Renditen sich diese dann auch gern mal sichert und zugreift, was einen Teil der ausfallenden Nachfrage wiederum ausgleicht und Renditeanstiege abbremst.

Die disziplinierende Wirkung höherer Renditen weckt Erinnerungen an die Staatsschuldenkrise der Eurozone ab 2010. Sukzessive wurden Staaten wie Griechenland, Irland und etwa Portugal von den Anleihemärkten abgeschnitten. Das geschah nach dem immer gleichen Muster. Erst wurden die Länder von den langen Laufzeitensegmenten verdrängt mit der Folge, dass die Neuemissionen immer weiter nach vorne verlagert wurden – bis auch am Geldmarkt nichts mehr ging. Der Gang zum Rettungsfonds EFSF (European Financial Stability Facility) stand dann an, wenn bei zehnjährigen Laufzeiten der jeweiligen Bonds aus Griechenland & Co die Marke von 7% erreicht wurde. Das war seinerzeit die magische Marke, bei der dann nichts mehr ging. 2026 wird dann zeigen, ob auch die USA vom langen Marktende her in Bedrängnis kommen und eine zehnjährige Staatsanleiherendite von 4,5% oder noch mehr, Trump zum Rückzug bewegt. Hoffentlich setzt schon vorher etwas mehr Einsicht bei Trump und seinen Leuten ein.