Die Schlacht um die Commerzbank fängt gerade erst an
Commerzbank
Die Schlacht fängt gerade erst an
Von Carolin Kassella
Beobachter des seit September 2024 laufenden Abwehrkampfes gegen die Unicredit mögen die außerordentlich guten Zahlen des ersten Quartals, die die Commerzbank vorgelegt hat, als weiteren Etappensieg über die Italiener deuten. Schon das Ergebnis für das Gesamtjahr 2024 war überraschend positiv ausgefallen. Dem Aktienkurs verleiht der höchste Quartalsgewinn seit 2011 weiter Auftrieb, nachdem er infolge des „Liberation Day“ Anfang April zeitweise auf etwas über 20 Euro abgesackt war.
Nicht nur der Aktienkurs ist entscheidend
Nimmt man den Aktienkurs als (inverses) Proxy für die Attraktivität eines Übernahmeziels, stehen die Zeichen für Unicredit-CEO Andrea Orcel aktuell zwar mehr als ungünstig. Hat sich doch der Kurs seit August 2024 nun auf über 24 Euro verdoppelt. Doch ganz so simpel ist die Angelegenheit mit Unternehmenskäufen nicht. Sollte Orcel tatsächlich an einer vollständigen Übernahme interessiert sein, wird er auf die Zukunftsfähigkeit des Instituts schauen. Und genau hier leistet Commerzbank-CEO Bettina Orlopp seit einigen Quartalen wichtige Arbeit, die Orcel dann nicht mehr machen müsste oder worauf er zumindest gut aufsetzen könnte.
Commerzbank wird immer profitabler
Mit der neuen „Momentum“-Strategie will die Commerzbank ihre Cost-Income-Ratio bis 2028 auf 50% drücken und die Eigenkapitalrendite auf 15% (nach Steuern und ohne Restrukturierungskosten) steigern. Bereits im ersten Quartal war sie mit 11,1% zweistellig. Das Institut liegt damit sogar über der Zielgröße von 9,6% für das Gesamtjahr. Auch das dürfte Orcel kaum abschrecken, hat sich Unicredit, die 2024 auf eine EK-Rendite von 13,8% kam, doch selbst die ambitionierte Zielmarke von 17% bis 2027 gesetzt. Damit würde das Institut zu den Besten der Branche zählen.
Unicredit sitzt bereits im Boot
Hinzu kommt, dass die Unicredit als Commerzbank-Anteilseigner schon heute von der positiven Performance finanziell profitiert. Angesichts der weltpolitisch weiter unsicheren Lage, einschließlich der erratischen Handelspolitik von Donald Trump, bleibt der Aktienkurs der Commerzbank anfällig für kurzfristige Kursschwächen. Für Orcel wäre das ein gefundenes Fressen.