Die Angst vor den Wahlen
Japan
Die Angst
vor den Wahlen
Von Kai Johannsen
Die Lage an Japans Staatsanleihemarkt wird zunehmend prekärer, denn die Renditen der Schuldpapiere des Zentralstaates gehen immer weiter durch die Decke. Bei den 30-jährigen Bonds wurde mit 3,23% nun Rekordstand erreicht. Bei den 20-jährigen Titeln des Landes ist es mit 2,66% der höchste Wert seit November 1999. Zehn Jahre Laufzeit erbringen mit 1,60% die höchste Rendite seit 2008. Das spricht schon eine klare Sprache. Hinter den aktuellen Renditeanstiegen stehen derzeit politische Sorgen der Anleger, deren Blick den am Sonntag anstehenden Wahlen in Japan gilt. Die Popularität von Premierminister Shigeru Ishiba sinkt immer weiter, wie jüngste Meinungsumfragen zeigen. Die liberaldemokratische Partei liegt derzeit auf dem niedrigsten Wert seit ihrer Rückkehr an die Macht im Jahre 2012. Das sieht nicht gerade nach einem haushohen Sieg bei den Wahlen aus. Es könnte also durchaus zu einem Regierungswechsel kommen. Sorgenfalten auf die Stirn treiben den Anlegern die Vorhaben der führenden Oppositionsparteien, die Steuern zu senken, um den hohen Lebenshaltungskosten in Japan entgegenzuwirken. Die rechtsgerichtete Partei Sanseito will sogar die völlige Abschaffung der Mehrwertsteuer. Das muss dann natürlich gegenfinanziert werden, was erhöhte Mittelaufnahmen über den Bondmarkt nach sich ziehen würde. Und dieses zusätzliche Bondangebot dürfte wohl nur zu höheren Renditen bei den Anlegern platzierbar sein.
Die Schuldenlast ist in Japans Fall nicht eben überschaubar. Mit Verbindlichkeiten von rund 250% des BIP ist es das am stärksten verschuldete Land der Welt. Bislang konnte sich Japan über einen hohen Grad der Innenfinanzierung freuen, heimische Anleger sicherten dem Staat eine gute Absorption der Anleihen. In diesem Jahr zeigte sich aber ein deutlich nachlassender Appetit auf Anleihen bei den japanischen Lebensversicherern. Wenn es nun bei den Wahlen zu einem mäßigen Abschneiden der Regierung oder sogar zum Regierungswechsel kommt, wird das am Montag wohl zu heftigen Bewegungen am Staatsanleihemarkt führen, die auch in anderen Ländersegmenten zu spüren sein könnten.