KommentarDeutsche Bank

Endlich ein Gewinner

Die Deutsche Bank steht so gut da wie schon sehr, sehr lange nicht mehr. Das ist ein Lichtblick in einer bislang enttäuschenden Berichtssaison der deutschen Unternehmen.

Endlich ein Gewinner

Die Berichtssaison in Deutschland lief bislang ernüchternd. In den Brennpunktsektoren Chemie und Stahl hagelte es Gewinnwarnungen. BASF, Covestro, Brenntag kassierten ihren Prognosen in rascher Folge und der Stahlkonzern Salzgitter kürzte sein Ziel so stark, dass die Anleger regelrecht in die Flucht geschlagen wurden. Besonders schwerwiegend: SAP hat die hochgesteckten Erwartungen verfehlt. Europas Tech-Ikone rief den Anlegern die Unwägbarkeiten von Handelskonflikt und Dollarschwäche schmerzhaft in Erinnerung.

Und nun die Deutsche Bank? Endlich ein Gewinner! Das größte heimische Kreditinstitut hat im zweiten Quartal und dem gesamten ersten Halbjahr so viel verdient wie seit 2007 nicht mehr. Oder anders gesagt: Die Deutsche Bank verdient wieder so viel wie vor der Finanzkrise.

Nun kann man unken, dass es annähernd 20 Jahre gebraucht hat, bis die Deutsche Bank sich von den Verwerfungen rund um den Lehman-Zusammenbruch erholt hat. Oder man kann anerkennen, dass die Frankfurter solide unterwegs sind, während viele andere deutsche Unternehmen unter dem Zollkonflikt und einer schwachen Binnenkonjunktur leiden.

Profiteur des Zollkonflikts

Die Deutsche Bank profitiert sogar von den Turbulenzen: Kunden wollen in diesen unsicheren Zeiten beraten werden; Anleger handeln verstärkt angesichts der konfusen Signale aus dem Weißen Haus; Investoren interessieren sich wieder für Europa. An alledem verdient die Deutsche Bank.

Auch ihre internen Hausaufgaben haben die Frankfurter gemacht: Die Kosten bleiben weitgehend stabil; die Risikovorsorge im Kreditgeschäft sinkt trotz vermehrter Insolvenzen in der deutschen Wirtschaft; und – auch das positiv – es tut sich keine neue Baustelle auf nach den hohen Belastungen wegen der juristischen Streitigkeiten rund um die Postbank-Übernahme.

Es gibt gerade kaum etwas zu meckern: Unternehmensbank, Investmentbank, Privatkundenbank – alles läuft. Gleiches gilt für die Vermögensverwaltung: Die Fondstochter DWS schafft ihr bestes Halbjahresergebnis überhaupt.

Aktie steigt auf Zehn-Jahres-Hoch

Die Belohnung für das Abschneiden bekam die Deutsche Bank am Donnerstagvormittag: ein Kursplus von 7% und damit den Spitzenplatz im Dax. Die Aktie steht so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Nur ein kleiner Wermutstropfen bleibt: Von den Kursen vor der Finanzkrise ist das Geldhaus weit entfernt. Bester Gewinn seit 2007 hin oder her.

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Endlich ein Gewinner

Von Daniel Schnettler

Die Deutsche Bank ist solide unterwegs, während andere Unternehmen unter Zollkonflikt und schwacher Binnenkonjunktur leiden.