Manchmal beißen die Hunde doch
Aktienmarkt
Manchmal beißen die Hunde doch
Von Werner Rüppel
An den Aktienmärkten liegen die Kurse dies- und jenseits des Atlantiks wieder nahe ihren Rekordniveaus. Der „Liberation Day“ und was danach folgte, schein vergessen. Donald Trumps Zollandrohungen, Gewinnwarnungen von Zyklikern oder Unternehmen, welche bereits durch höhere Zölle schwer getroffen werden, höhere Staatsschulden und höhere Renditen am langen Ende – die Aktienmärkte scheinen alles wegzustecken. Und die Fondsmanager agieren zunehmend sorglos und haben laut der jüngsten Umfrage der Bank of America ihre Cash-Quoten deutlich auf unter 4% zurückgefahren. Eine solch optimistische Stimmung mahnt zur Vorsicht und gilt als Verkaufssignal. Aber so ist es immer: Erst kommt der große Jubel, der dann den Einbruch begünstigt.
„Hunde, die bellen, beißen nicht“, so denken die Finanzmärkte über den erneuten Zollhammer von Donald Trump, sagt Chefökonom Anthony Willis von Columbia Threadneedle, und warnt: „Viele positive Nachrichten sind bereits eingepreist, potenzielle Belastungsfaktoren hingegen kaum.“ Willis hat mit dieser Aussage vollkommen recht. Die hohen Risiken werden aktuell überhaupt nicht oder viel zu wenig beachtet. Diese wären zum Beispiel unerwartet hohe Zölle oder das Ausbleiben von Handelsabkommen. Man möchte an dieser Stelle anfügen: „Manchmal beißen die Hunde doch.“ Ist Trump berechenbar? Macht er letztendlich das, was die Finanzmärkte gerne sehen? Dies darf bezweifelt werden.
Schwache Phase steht bevor
Die Sorglosigkeit an den Märkten und die niedrige Volatilität scheinen Trump zu noch aggressiveren Zöllen zu ermutigen, sagt Willis. Die Wirkung auf Unternehmen, Konjunktur und Preise wird nicht ausbleiben. Hinzu kommt die Urlaubssaison mit einer zumindest im langfristigen Vergleich schwachen Phase für die Aktienmärkte. Die Liquidität geht in dieser Zeit häufig zurück. Im August und im September gab es in der Vergangenheit bereits mehrfach größere Crashs. Auch im vergangenen Jahr ist es Anfang August übrigens zu einem Beben an den Aktienmärkten gekommen. Das Epizentrum lag schon damals, wen wundert's, in den USA.