Neuer Machthebel für Trump
IWF
Neuer Machthebel für Trump
Von Martin Pirkl
Unverhofft bekommt US-Präsident Donald Trump eine Chance, den Umbau der Weltwirtschaft nach seinem Gusto zu beschleunigen. Überraschend verlässt Vizedirektorin Gita Gopinath den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Die Nachfolge für diesen Posten nominiert traditionell das US-Finanzministerium. Minister Scott Bessent kann sich damit nicht nur Gedanken machen, wer als künftiger Fed-Chef eine expansive Geldpolitik im Sinne Donald Trumps umsetzen könnte, sondern auch, wer die wichtigste internationale Finanzinstitution stärker auf Linie der Republikaner bringen könnte.
Die global sehr anerkannte Ökonomin Gopinath hat als IWF-Vizedirektorin Kritik an der Handelspolitik Trumps geäußert. So warnte sie etwa, dass die Zollpolitik zu einer Verschärfung der globalen Finanzbedingungen führen könnte. Insbesondere für Schwellenländer könne eine prekäre Situation entstehen. Die unberechenbare Zollpolitik werde zudem für einige Notenbanken eine größere Herausforderung bei der Geldpolitik, als es die Corona-Pandemie gewesen sei.
Bessent will Kurswechsel des IWF
Unwahrscheinlich, dass Gopinaths Nachfolger ähnlich kritische Töne anstimmen wird. Sehr wahrscheinlich ist dagegen, dass sich die US-Regierung für einen Kandidaten entscheiden wird, der wie Trump das Handelsdefizit der USA mit diversen Ländern als ein Problem ansieht, das es zu beseitigen gilt. Die USA dürften mit dem Wechsel des IWF-Vizepostens weiter an Einfluss gewinnen.
Bessent hat bereits in der Vergangenheit klargemacht, dass der IWF aus Sicht der US-Regierung eine Kurskorrektur braucht. Die Organisation solle eine kritischere Haltung gegenüber China sowie Ländern mit hohen Exportüberschüssen einnehmen – nicht zuletzt also Deutschland. Demnächst dürfte es also eine Person in der obersten Führungsebene des IWF geben, die eine ähnliche Ansicht vertritt. Offen bleibt aber, ob das für einen Kurswechsel der Organisation ausreicht. Hier liegt eine Hoffnung für Peking und Berlin.