KommentarKobalt-IPO platzt

Schwarzer Tag für Londons Börse

Schlimmer kann es kaum kommen: Das größte IPO des Jahres platzt und das Fintech Wise verlegt die Primärnotierung nach New York.

Schwarzer Tag für Londons Börse

Kobalt-IPO platzt

Schwarzer Tag für Londons Börse

von Andreas Hippin

Londons Börse hat gleich zwei schlechte Nachrichten zu verdauen. Der Börsengang von Cobalt Holdings ist geplatzt. Und das Fintech Wise will seine Primärnotierung nach New York verlegen. Wenn man genauer hinsieht, ist es schon ein Armutszeugnis, dass beinahe ein auf das Batteriemetall Kobalt spezialisiertes Investmentvehikel das größte Initial Public Offering (IPO) des Jahres hingelegt hätte.

Allen Bemühungen der London Stock Exchange Group, Börsenkandidaten den Weg zu bahnen, zum Trotz, finden sich kaum Unternehmen, die im aktuellen Umfeld den Sprung aufs Parkett wagen wollen. CEO David Schwimmer verweist gerne darauf, dass das IPO-Geschäft auch anderenorts nur vor sich hindümpelt. Doch in Resteuropa lief es zumindest im Auftaktquartal besser. Dort wagten sich unter anderem die schwedische Asker Healthcare und die spanische HBX aus der Deckung.

Sekundärmarkt brummt

Das Sekundärmarktgeschäft brummt zwar. Der Viagrahersteller Pfizer trennte sich zuletzt vom Rest seiner Beteiligung an Haleon. Der Wasserversorger Pennon führte eine 400 Mill. Pfund schwere Kapitalerhöhung durch. Doch das kann Neuzugänge nicht ersetzen, zumal immer mehr Gesellschaften übernommen werden und andere nach New York abwandern.

Dass das Fintech Wise seine Primärnotierung an die Wall Street verlegen will, ist ein Weckruf. Die auf grenzüberschreitende Zahlungen spezialisierte Gesellschaft ziert zwar auch weiterhin den Kurszettel, wenn auch nur als Zweitnotiz. Doch genau solche Firmen würde Londons Börse gerne anziehen.

Abwanderung nach New York

Gewiss, Wise sieht die größten Geschäftschancen in den USA. Unternehmen wie CRH, Ferguson und Invidior, die dort einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes erwirtschaften, haben sich bereits für New York entschieden.

Wer wollte es ihnen vorwerfen? In Großbritannien wurden die Weichen falsch gestellt: höhere Staatsausgaben, höhere Steuern und Abgaben, mehr Regulierung. Das kann die London Stock Exchange nicht ausgleichen, auch wenn sie sich noch so viel Mühe gibt.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.