Starke Mittelzuflüsse aus den USA treiben europäische Aktienrally an
Europäische Aktien
Mittelzuflüsse
treiben Rally an
Von Dieter Kuckelkorn
Der Dax hat in den vergangenen Wochen eine beeindruckende Performance gezeigt. War er als Folge des Schocks aufgrund der Zolloffensive Trumps kurzzeitig unter 20.000 Punkte gefallen, so hat er inzwischen seine gesamten Verluste wieder wettgemacht. Gegenüber dem Stand vom Jahreswechsel ergibt sich inzwischen wieder ein satter Anstieg des Dax von 15%. Das ist insofern erstaunlich, als Trump in seiner Politik inzwischen zwar einige taktische Teilrückzüge angeordnet hat, aber keinen grundsätzlichen Kurswechsel zu einer weniger konfrontativen Politik. Und außerdem sieht auch die Ertragslage der europäischen Unternehmen aus dem Stoxx-600-Universum nicht wirklich berauschend aus, die Zahl der positiven Überraschungen in den Zahlenvorlagen liegt aktuell nur minimal über dem Durchschnitt der vergangenen zwei Jahre.
Wachstum auf Pump
Was den Dax und den europäischen Aktienmarkt aber antreibt ist, sind vor allem starke Zuflüsse an Finanzmitteln aus den USA. Dort wurden in den vergangenen zwei Wochen nicht weniger als 15 Mrd. Dollar aus US-Aktienfonds abgezogen. Im selben Zeitraum sind rund 7 Mrd. Dollar in europäische Aktienfonds geflossen. US-Anleger setzen dabei auf die enormen Mittel, die in Europa und vor allem Deutschland in Rüstung und Infrastruktur gesteckt werden sollen. Dieses Szenario ist auch durch das Scheitern von Friedrich Merz im ersten Wahlgang zum Bundeskanzler nicht ernsthaft gefährdet, weil es für diese Ausgaben eine breite Mehrheit im Bundestag gibt. Dass dies natürlich nur Wachstum auf Pump ist, dürfte erst mit steigender Verschuldung in einigen Jahren eine Rolle spielen. Positiv wurde auch vermerkt, dass sich zuletzt wichtige Makroindikatoren wieder erholten.
Höhenflug des Euro
So hält sich beispielsweise der Komposit-Einkaufsmanagerindex für die Eurozone seit Dezember wieder über 50 Punkten, was Wachstum anzeigt, und die Kreditvergabe der Banken an den privaten Sektor nimmt zu. Ferner gehen auch die Inflationserwartungen von Stabilität für 2025 und 2026 aus. Und die Devisenexperten von Goldman Sachs rechnen mit einem Anstieg des Euro binnen zwölf Monaten auf 1,20 Dollar.
Die Zuflüsse in die Eurozone dürfte daher anhalten, zumal enorme Mittel zur Verfügung stehen. Seit 2020 hat es laut Bank of America Mittelabflüsse von 248 Mrd. Dollar aus europäischen Aktien gegeben, während allein seit Januar 2022 laut EPFR mehr als 500 Mrd. Dollar an Fonds-Mitteln in die USA gegangen sind. Wenn auch nur ein Teil dieser Summen nach Europa umgeleitet wird, sollte das die Rally noch länger antreiben.